Der Begriff “Integrierter Pflanzenschutz” klingt kompliziert, ist aber eigentlich ganz einfach: Es geht darum, Pflanzen unter optimalen Bedingungen wachsen zu lassen und Probleme vorzugsweise mit nicht-chemischen Maßnahmen zu lösen. Chemische Pflanzenschutzmittel sollten nur als absolute Notfallmaßnahme eingesetzt werden, um Schont Die Umwelt.
Standortwahl und Pflanzengesundheit
Jede Pflanze hat in der Natur bestimmte Ansprüche an ihren Standort. Im Garten sollten Sie Pflanzen daher so auswählen, dass sie zu den vorhandenen Lichtverhältnissen, der Bodenfeuchte und dem Nährstoffgehalt passen. Sonnenliebende Pflanzen wie Rosen oder Tomaten kümmern im Schatten und werden anfälliger für Krankheiten.
Rosen und Lavendel sind ein gutes Beispiel: Rosen bevorzugen nährstoffreichen Lehmboden, Lavendel benötigt durchlässigen Boden mit gutem Wasserabzug. Sie können sandige Böden mit Kompost verbessern, um Wasser und Nährstoffe besser zu speichern. Schwere Böden können durch Kompost und Sand aufgelockert werden.
Zierpflanzen gegen Schneckenprobleme
Fazit: Wählen Sie Pflanzen passend zum Standort und verbessern Sie den Boden gegebenenfalls. Halten Sie sich an die empfohlenen Pflanzabstände.
Widerstandsfähige Sorten wählen
Viele Pflanzenarten gibt es in zahlreichen Sorten, die sich in ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen unterscheiden. Wählen Sie resistente oder tolerante Sorten, um sich viel Ärger zu sparen. Robuste Sorten liegen im Trend und es gibt immer mehr attraktive und gesunde Sorten auf dem Markt. Besonders empfehlenswert sind ADR-Rosen.
Der Arbeitskreis Staudensichtung testet Staudensortimente und bewertet ihre Robustheit und universelle Einsetzbarkeit. In der Datenbank finden Sie die Ergebnisse der Sichtungen.
Bei Obstgehölzen spielt neben der Sorte auch die Unterlage eine Rolle. Durch die Veredelung kann man beeinflussen, wie schnell ein Baum wächst und wie groß er wird. Die Unterlagen GI-SEL-A 5 und GI-SEL-A 6 sind beispielsweise schwachwüchsig und eignen sich gut für Süßkirschen. Das Personal in der Baumschule berät Sie gerne bei der Wahl der richtigen Sorten-Unterlagen-Kombination.
Gesundes Saat- und Pflanzgut verwenden
Achten Sie beim Kauf auf gesunde Pflanzen ohne Blattflecken oder Schädlinge. Die Erde sollte nicht unangenehm riechen. Zwiebeln und Knollen sollten fest und prall sein. Verwenden Sie Steckzwiebeln und Saatkartoffeln, die auf Krankheiten kontrolliert wurden. Bei Tomaten sollten Sie kein Saatgut von befallenen Pflanzen gewinnen.
Bedarfsgerechtes Düngen durch Bodenuntersuchung
Pflanzen, die unter Nährstoffmangel leiden, kümmern und setzen nur wenige Blüten an. Ein Zuviel an Nährstoffen wirkt sich aber ebenfalls nachteilig aus. Eine Bodenuntersuchung alle drei bis fünf Jahre gibt Aufschluss über die Nährstoffversorgung in Ihrem Garten.
Wichtig sind Informationen zum pH-Wert, Kalkbedarf, Phosphor, Kalium und Magnesium. Einige Labors bieten Standardpakete für den Hobbygarten an. Genaue Anleitungen zur Probenentnahme erhalten Sie bei den Bodenlabors, bei den Gartenakademien der Länder sowie bei den Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalten (LUFA).
Anwendungsfoto Bohrstock für Bodenuntersuchung
Tipp: Für jede Untersuchung sind 10 bis 15 Proben notwendig, die anschließend gemischt werden. Verwenden Sie spezielle Handgeräte zur Bodenprobennahme.
Nach der Bodenuntersuchung kann man mit der richtigen Düngung schont die Umwelt.
Kompostdüngung für den Naturkreislauf
Kompost eignet sich besonders gut zum Düngen, da er seine Nährstoffe über einen längeren Zeitraum abgibt und die Bodenstruktur verbessert. Wer keinen eigenen Komposter besitzt, kann Kompost oft beim städtischen Kompostwerk erwerben. Als Faustregel gelten ungefähr zwei Liter Kompost pro Quadratmeter im Ziergarten und drei Liter für Rosen sowie auf Gemüsebeeten.
Topfgärtner müssen meist etwas mehr düngen. Eine praktische Alternative ist Langzeitdünger. Bei kümmernden Topf- oder Kübelpflanzen kann man mit Flüssigdünger nachdüngen. Spezialdünger lohnen sich nur in wenigen Fällen, beispielsweise Zitrusdünger bei Eisenmangel oder Rhododendrondünger für Moorbeetpflanzen.
Durch das Düngen mit Kompost oder organischem Dünger schont die Umwelt! Auch büro und umwelt können sich positiv beeinflussen!
Fruchtfolge und Mischkultur für die Pflanzengesundheit
Bei der Mischkultur kombiniert man Gemüsearten, die nicht miteinander konkurrieren oder sich sogar unterstützen. Zwischen breitwachsenden Tiefwurzlern wie Kürbissen fühlen sich mitteltief wurzelnde Gewächse wie Mais oder Bohnen wohl. Aromatische Kräuter im Beet können Schädlinge fernhalten. Gegen Gemüsefliegen helfen Kulturschutznetze einfach und zuverlässig.
Die Fruchtfolge beschreibt die zeitliche Anbauplanung. Gemüsepflanzen werden in Starkzehrer, Mittelzehrer und Schwachzehrer eingeteilt. Pflanzen Sie diese Gruppen in Folge, um die im Boden enthaltenen Nährstoffe optimal auszuschöpfen. Pflanzen aus derselben Familie sollten zeitlich niemals direkt hintereinander am gleichen Platz wachsen. Als Faustregel sind bei der Fruchtfolge Anbaupausen von mindestens drei, besser fünf Jahren empfehlenswert.
Gründüngung für eine Wellnesskur für den Boden
Die Gründüngung ist eine einfache und nachhaltige Möglichkeit zur Bodenverbesserung. Dabei werden Pflanzen ausgesät, die zerkleinert und in den Boden eingearbeitet werden, um ihn mit Humus anzureichern. Lupinen, Zottel-Wicke und Kleearten binden Stickstoff aus der Luft. Im Herbst ausgesät, nehmen sie überschüssigen Stickstoff im Boden auf und tragen aktiv zum Gewässerschutz bei.
Tiefwurzelnde Arten wie die Bitter-Lupine lockern stark verdichtete Erde auf. Gründüngungspflanzen fungieren als Platzhalter und Bodenschützer. Pflanzen Sie Gründungspflanzen, die keiner der beiden Familien der Schmetterlingsblütler oder Kreuzblütler angehören. Bienenfreund lockert den Boden, liefert viel Pflanzenmasse und zieht Bienen und Insekten an.
Gründüngung ist umweltschutz zu hause!
Wildkräuter und Schädlinge tolerieren
Immer mehr Gartenfans tolerieren Wildkräuter ganz bewusst, da sie wichtige Futterpflanzen für Schmetterlinge sind und Vögeln Nahrung bieten. Auch Käfer, Gemüsefliegen, Blattläuse, Raupen und Schnecken sind wertvolle Bestandteile des Naturkreislaufs.
Zum Problem werden Wildkräuter und Schädlinge nur, wenn sie in großer Zahl auftreten und die Kulturpflanzen behindern oder Schäden anrichten. Es gilt also genau abzuwägen, ehe Maßnahmen ergriffen werden. Einige Schneckenarten fressen sogar die Eier anderer potenziell schädlicher Nacktschnecken.
Physikalische und biotechnische Methoden nutzen
Physikalische Methoden zur Vorbeugung von Unkraut:
Physikalische Methoden zur Unkrautbekämpfung:
Physikalische Methoden zum Vorbeugen eines Schädlingsbefalls:
Physikalische Methoden zur Bekämpfung von Schädlingen:
- Absammeln von Schnecken, Raupen und Kartoffelkäfern
- Zerquetschen von Blattläusen
- Abspritzen von Blattläusen und Raupen mittels hartem Wasserstrahl
- Entfernen befallener Pflanzenteile
- Auslegen von Brettern als Versteck für Schnecken
- Zerstören von im Boden befindlichen Schneckeneiern sowie im Boden überwinternden Larven mittels Bodenbearbeitung
Physikalische Methoden zum Vorbeugen von Krankheiten:
- Fachgerechtes Schneiden von Gehölzen und dadurch verbesserte Belüftung der Krone
- Entfernen von Fruchtmumien in Beerenobst, Kernobst und Steinobst
- Baumscheibe (Fläche unter der Baumkrone) von Bewuchs freihalten
- Regelmäßiges Lüften im Gewächshaus, um die Luftfeuchte und damit das Risiko für Pilzkrankheiten zu senken
- Regelmäßiges Säubern von Gartengeräten – insbesondere von Schnittwerkzeugen – und Rankhilfen, gegebenenfalls Desinfizieren mit 70%-igem Ethanol
- Austausch von Substraten bei Topfkultur beziehungsweise Bodenaustausch bei Freilandkultur
Physikalische Methoden zum Bekämpfen von Krankheiten:
- Entfernen / Aufsammeln von befallenen Pflanzenteile / befallenen Pflanzen
- Gegebenenfalls Verzicht aufs Kompostieren, stattdessen Entsorgung befallener Pflanzenteile oder Pflanzen über den Bio- oder Hausmüll
Häufig vorkommende Wurzel- und Samenunkräuter mit einer Anleitung zum korrekten Unkrautjäten
Nutzen Sie biotechnische Methoden zur Bekämpfung von Schädlingen, indem Sie sich bestimmte Eigenarten der Lebewesen zunutze machen, um diese zu fangen.
Biologischer Pflanzenschutz mit Nützlingen
Gestalten Sie Ihren Garten attraktiv für Nützlinge wie Igel, Eidechsen, Kröten, Vögel, Florfliegen, Marienkäfer und Schlupfwesen. Setzen Sie eigens zur Schädlingsbekämpfung gezüchtete Nützlinge ein.
Setzen Sie Pilze, Viren und Bakterien gegen Schädlinge ein. Bekämpfen Sie Apfelwickler mit Präparaten, die das Apfelwicklergranulovirus (CpGV) enthalten. Produkte auf Basis des Bakteriums Bacillus thuringiensis wirken zuverlässig gegen die Larven vieler Schadschmetterlinge.
Chemische Pflanzenschutzmittel vermeiden
Verzichten Sie auf chemische Pflanzenschutzmittel, um Nützlinge zu schonen und die Umwelt zu schützen. Chemische Bekämpfung ist für Freizeitgärtner weniger einfach, als es scheint. Die Spritzungen müssen zum richtigen Zeitpunkt erfolgen und es müssen meist sämtliche Pflanzenteile benetzt werden. Es besteht das Risiko von Fehlanwendungen.
Einfamilienhaus mit Ziergarten
Umweltverträgliche Pflanzenschutzmittel als Notfallmaßnahme
Wenn eine chemische Bekämpfung unumgänglich ist, wählen Sie möglichst umweltverträgliche Wirkstoffe. Gegen saugende Insekten können Sie Insektizide auf Basis von Rapsöl oder Kali-Seife einsetzen. Gegen Schnecken sind Fraßköder mit dem Wirkstoff Eisen-III-Phosphat wirksam und ungiftig für andere Organismen. Fungizide auf Basis von Schwefel sind wirksam gegen Echten Mehltau und gegen den Amerikanischen Stachelbeermehltau.
Als verhältnismäßig nützlingsfreundliche Unkrautvernichter bieten sich die Wirkstoffe Pelargonsäure und Essigsäure an. Gegen Moos im Rasen kann der Wirkstoff Eisen-II-Sulfat empfohlen werden. Wählen Sie Produkte, in denen der jeweilige Wirkstoff als Monoformulierung vorliegt!
Umwelt-Checkliste für chemischen Pflanzenschutz im Hobbygarten
Indem Sie diese Tipps befolgen, können Sie Ihren Garten naturnah gestalten und gleichzeitig schont die Umwelt.
