Schottische Kultur: Traditionen, Geschichte und Lebensart

Edinburgh, die Hauptstadt Schottlands, liegt malerisch am Meer und bezaubert mit ihrem mittelalterlichen Stadtbild

Schottland – das Land der Dudelsäcke, des legendären Loch Ness und unvergesslicher Persönlichkeiten wie Sean Connery. Für viele Reisende ist es ein Sehnsuchtsort. Selbst der typisch schottische Regen trägt zum romantischen Bild bei, das wir von Schottland haben: rau, wild und unglaublich einladend. Gelegen im Norden Großbritanniens, kämpften die Schotten lange und leidenschaftlich für ihre Unabhängigkeit. Von den Schlachten gegen die Römer in der Antike bis zu den Auseinandersetzungen mit den Briten später, hat Schottland bis heute eine bemerkenswerte Eigenständigkeit bewahrt.

Schottland ist stolz auf seinen Ruf als beliebtes Reiseziel. Dazu tragen zahlreiche Veranstaltungen bei, wie das internationale Edinburgh Festival, bei dem Musik, Theater und Tanz im Mittelpunkt stehen. Jedes Jahr endet es mit einem spektakulären Feuerwerk über Edinburgh. Aber auch die berühmten Highland Games und das Military Tattoo von Edinburgh ziehen Jahr für Jahr unzählige Besucher an.

Edinburgh: Das Athen des Nordens

Edinburgh, die Hauptstadt Schottlands, liegt malerisch am Meer und bezaubert mit ihrem mittelalterlichen Stadtbild. Theodor Fontane nannte sie einst treffend das “Athen des Nordens”. Und dieser Titel ist mehr als verdient, denn Edinburgh ist zweifellos eine der schönsten Städte Nordeuropas. Der weitläufige Botanische Garten mit seiner vielfältigen Sammlung heimischer und exotischer Pflanzen trägt ebenso dazu bei wie das Museum of Scotland, das die schottische Geschichte auf lebendige Weise erzählt. Mit der National Gallery of Scotland und der Scottish National Gallery of Modern Art beherbergt Edinburgh zwei der bedeutendsten Museen Schottlands. Die Usher Hall ist ein prachtvolles und renommiertes Musiktheater.

Edinburgh, die Hauptstadt Schottlands, liegt malerisch am Meer und bezaubert mit ihrem mittelalterlichen StadtbildEdinburgh, die Hauptstadt Schottlands, liegt malerisch am Meer und bezaubert mit ihrem mittelalterlichen Stadtbild

Die beeindruckende Natur der schottischen Highlands

Ein weiteres Highlight Schottlands ist zweifellos seine atemberaubende Natur. Die schottischen Highlands sind ein Inbegriff der schottischen Kultur geworden. Hier befindet sich auch der Ben Nevis, mit 1343 Metern der höchste Berg Schottlands und gleichzeitig die höchste Erhebung Großbritanniens. Schottland verfügt über zahlreiche Landschaftsschutzgebiete, in denen seltene Vogelarten wie die Blauracke und Säugetiere wie die Wildkatze ein Rückzugsgebiet gefunden haben. Und natürlich darf man Loch Ness nicht vergessen, den sagenumwobenen See. Unzählige Geschichten ranken sich um ein mysteriöses Ungeheuer, das hier sein Unwesen treiben soll. Gesichtet wurde es angeblich schon oft, aber genauso schnell verschwand es wieder in den Tiefen des Sees.

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Auch die herrlichen Küsten Schottlands prägen das Landschaftsbild. Dank des Golfstroms herrscht hier teilweise ein sehr angenehmes Klima. Nur im hohen Norden, beispielsweise auf den Shetland-Inseln, der Heimat der berühmten Shetlandponys, geht es rauer zu. Dort sind Stürme und Kälte keine Seltenheit.

Leben und Leute: Schottische Eigenheiten

Schottland bildet den nördlichen Teil von Großbritannien und nimmt mit 78.765 km² etwa ein Drittel der Gesamtfläche ein. Im Durchschnitt leben etwa 65 Einwohner auf einem Quadratkilometer (zum Vergleich: Deutschland 224, Österreich 94 und die Schweiz 165 Einwohner/km²). Allein die Binnenwasserfläche beträgt 1692 km², die Landfläche der Hebriden 2895 km², die der Orkneys 984 km² und die der Shetlands 1430 km². Schottland besitzt 71 National Nature Reserves, vier Naturparks und 40 National Scenic Areas. Insgesamt stehen 13 % des Landes unter besonderem Schutz.

Schottland ist auf drei Seiten vom Meer umgeben: im Osten von der Nordsee, im Westen und Norden vom Atlantischen Ozean. Im Südwesten trennt der Nordkanal Schottland von Nordirland. Es gibt auf der Insel keinen Punkt, der weiter als 120 km vom Meer entfernt liegt. Von “Land’s End to Land’s End” (eine beliebte Route für Radfahrer) sind es immerhin 640 km. Schottland, das Land der Tartanmuster und Clans, des Dudelsacks und der Highland Games, übt auf jeden Besucher eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Diese liegt nicht zuletzt auch in den vielen großen Festen und Festivals, die in Schottland gefeiert werden.

Schottland, das Land der Tartanmuster und Clans, des Dudelsacks und der Highland Games, übt auf jeden Besucher eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus.Schottland, das Land der Tartanmuster und Clans, des Dudelsacks und der Highland Games, übt auf jeden Besucher eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus.

Wer in Schottland nach Land und Leuten fragt, stößt schnell auf Klischees: Männer im Kilt, Whisky in Hülle und Fülle, Dudelsackklänge und natürlich Nessie, das liebenswerte Monster. Wer Schottland besucht, wird feststellen, dass Männer in karierten Wollröcken tatsächlich zum Alltagsbild gehören, ebenso wie der Dudelsack. Die Suche nach dem Lieblingswhisky gestaltet sich da schon etwas schwieriger. Am besten beginnt man auf dem Whisky-Trail! Und Nessie? Wer seine Existenz leugnet, ist ein Banause.

Schottisches Nationalgefühl: Mehr als nur Klischees

Die Heimat von Braveheart bietet eine einzigartige Mischung aus jahrhundertealter Kultur und atemberaubender Natur. Trutzige Clanburgen und stille Lochs prägen die grandiose Berglandschaft der Highlands, romantische Abteiruinen schmiegen sich in die sanften, grünen Hügel der Lowlands, geheimnisvolle Steinkreise und Gräber sprenkeln die Inselarchipele. Im Land von Maria Stuart stehen Kilt und Dudelsack für alte Traditionen, doch die schottische Nation hat heute ein neues Selbstbewusstsein entwickelt. Die Menschen in Schottland haben ein tief in der Geschichte verwurzeltes Nationalgefühl. Wer sich nicht unbeliebt machen möchte, sollte sie als Schotten oder Briten ansprechen, aber niemals als Engländer bezeichnen.

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Beim Thema “Gesten und Gruß” ist Fingerspitzengefühl gefragt. Die sprichwörtliche britische Höflichkeit, die für so manchen Kontinentaleuropäer fast schon übertrieben wirkt, findet man auch in Schottland. Vor allem das soziale Umfeld prägt das Verhalten. Stadtbewohner sind in der Regel den Kontakt mit Touristen gewohnt, während man auf dem Land manchmal eine gewisse Zurückhaltung spürt, die aber durch herzliche Gastfreundschaft schnell überwunden wird.

Die Menschen in Schottland haben ein tief in der Geschichte verwurzeltes Nationalgefühl. Wer sich nicht unbeliebt machen möchte, sollte sie als Schotten oder Briten ansprechen, aber niemals als Engländer bezeichnen.Die Menschen in Schottland haben ein tief in der Geschichte verwurzeltes Nationalgefühl. Wer sich nicht unbeliebt machen möchte, sollte sie als Schotten oder Briten ansprechen, aber niemals als Engländer bezeichnen.

Die beste Möglichkeit, mit den Menschen in Kontakt zu kommen – wer hätte es gedacht – sind Pubs. Wenn es draußen in Strömen regnet und man völlig durchnässt von einer Radtour den Pullover auswringen kann, kommt man bei einer heißen Tasse Tee oder einem guten Pint schnell ins Gespräch. Und auch wenn man sich vorher noch nie gesehen hat, ist ein freundliches “how ydoin`?” oder “all right?” (oder in den gälischsprachigen Regionen “Ciamar a tha Thu?”) als Gruß stets willkommen.

Schottische Geschichte: Von den Anfängen bis zur Gegenwart

Die Geschichte Schottlands reicht bis ans Ende der Eiszeit zurück, als die ersten Menschen vermutlich mit den zurückgehenden Gletschern auf der Suche nach Wild ins Land kamen. In der Mittelsteinzeit siedelten sich dann Jäger, Sammler und Fischer in Schottland an. Vor allem die Küstenregionen und Inseln wie Rùm oder Oronsay wurden zuerst besiedelt. Mit der Jungsteinzeit kamen Ackerbau und Viehzucht nach Schottland und hölzerne Langhäuser wurden errichtet. Etwa zwischen 3000 und 2500 v. Chr. entstanden die bekannten Steinkreise wie zum Beispiel die Stones of Stenness oder der Ring of Brodgar auf Orkney, die noch heute Rätsel aufgeben. Vielfach werden sie für frühzeitliche Kalender gehalten, die Sonnen- und Mondbewegungen astronomisch messen sollten. Beispiele für Großsteingräber, die ab 3000 v. Chr. entstanden und vermutlich Kollektivgräber ganzer Siedlungen sind, findet man heute noch auf Orkney, in der Region Caithness und in der Nähe von Inverness.

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Nachdem der römische Kaiser Claudius im Jahr 43 n. Chr. den südlichen Teil Britanniens eingenommen hatte, gelang es dem römischen Statthalter Gnaeus Julius Agricola 80 n. Chr. bis ins südöstliche Schottland hineinzustoßen und Forts und Lager zu errichten, deren Spuren als Grundrisse noch heute zu finden sind. Allerdings wehrten sich die damaligen Einwohner Schottlands, und so ließ Kaiser Hadrian im Jahr 123 n. Chr. einen mit Wachtürmen, Forts und Kastellen verstärkten Hadrianswall auf der Tyne-Solway-Linie errichten, der nahe der Grenze zwischen Schottland und England noch heute in großen Teilen erhalten ist und zum Weltkulturerbe zählt.

Die Zeit der Legenden

Nach dem Abzug der römischen Legionen 410 n. Chr. wurde die römische Kultur von eindringenden Angeln und Sachsen abgelöst: die sogenannte “dunkle Zeit” (Dark Age) brach an. Die “dunkle Zeit” dauerte von etwa 400 n. Chr. bis 800 n. Chr. und wurde als dunkles Zeitalter bezeichnet, weil die Angehörigen der Inseln meistens weder lesen noch schreiben konnten und es deshalb so gut wie keine schriftlichen Zeugnisse dieser Zeit gibt. In diese Zeit fallen daher auch viele Sagen und Legenden wie die von König Arthurs Tafelrunde. Ab dem 7. Jahrhundert war Schottland in vier Reiche unterteilt, die in ständigen Zwistigkeiten miteinander lagen. Im östlichen Hochland lag das Reich der Pikten, aus Nordirland eingewanderte Skoten lebten im westlichen Hochland, Britannier aus Wales hatten sich in der heutigen Gegend von Glasgow niedergelassen und Angeln beherrschten das Land nördlich des Flusses Humber.

Erst 1034 befand sich ganz Schottland bis auf die Inseln unter einer Krone. Doch die Streitigkeiten gingen weiter. Wilhelm der Eroberer unterwirft im Jahr 1066 England und beendet damit die angelsächsische und dänische Vorherrschaft. Viele Angehörige des Adels fliehen nach Südschottland, und ein erster Bruch zwischen den High- und Lowlands ist die Folge. 1341 können aufgrund ihrer Schwächung durch den 100-jährigen Krieg die letzten englischen Truppen aus Schottland vertrieben werden. Aufgrund seiner langen, wechselvollen Geschichte bietet Schottland heute für historisch Interessierte eine unglaubliche Vielzahl von Sehenswürdigkeiten. Herrenhäuser, Schlösser und Burgen, in denen vielfach Geschichte geschrieben wurde, sind seit vielen Jahren für die Öffentlichkeit zugänglich. Auch wenn die historischen Stätten meist nur noch Ruinen sind, vermitteln sie dennoch einen eindrucksvollen Einblick in das frühere Leben der schottischen Clans.

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