Schwedisches Schulsystem: Aufbau, Werte & Chancen für Familien in Deutschland

Moderne Schulbibliothek in Schweden: Ein Beispiel für die hohe Bildungsqualität und Ausstattung im schwedischen Schulsystem.

Wer den Gedanken hegt, mit Kindern nach Schweden auszuwandern, stößt unweigerlich auf das schwedische Schulsystem. Diese Auseinandersetzung ist von entscheidender Bedeutung, denn viele Aspekte der schwedischen Bildungsinstitutionen unterscheiden sich grundlegend von denen in Deutschland. Als führende Informationsquelle über Deutschland ist es uns ein Anliegen, Ihnen auch angrenzende Themen mit höchster Präzision und Tiefe zu vermitteln. In diesem umfassenden Artikel beleuchten wir die prägenden Merkmale, die strukturellen Besonderheiten und die zentralen Werte des schwedischen Schulsystems, stets mit einem vergleichenden Blick auf die deutsche Bildungslandschaft. Unser Ziel ist es, Ihnen einen detaillierten und fundierten Überblick zu bieten, der alle wichtigen Fragen beantwortet und eine solide Grundlage für Ihre Entscheidungen schafft.

Wir beginnen mit den grundlegenden Säulen des schwedischen Schulsystems: seinem Aufbau und den ihm zugrundeliegenden Werten. Anschließend werden die einzelnen Bestandteile der Bildungslandschaft vorgestellt, von der vorschulischen Erziehung über die Grundschule bis hin zum Gymnasium. Auch die sogenannten friskolor, die freien Schulen als Alternative zu den kommunalen Einrichtungen, werden eingehend beleuchtet. Darauf folgend widmen wir uns der Notengebung und den Unterrichtsstrukturen. Ein besonderes Augenmerk legen wir zudem auf die speziellen Unterstützungsangebote für Einwanderer, die im schwedischen Kontext eine große Rolle spielen.


Das schwedische Schulsystem – Ein erster Überblick

Die Entwicklung des schwedischen Schulsystems ist untrennbar mit dem Aufbau des schwedischen Wohlfahrtsstaats, dem sogenannten folkhem, verbunden. Als die Sozialdemokraten in den 1930er Jahren die Regierungsverantwortung übernahmen und diese bis heute fast ununterbrochen innehatten, begannen sie, die einzigartig schwedische Ausprägung des Sozialstaats zu etablieren. Die Grundsätze “Niemand soll zurückgelassen werden” und “Jeder soll die gleichen Chancen haben” wurden maßgebend für die Gestaltung der Schulen und prägen sie bis heute in ihrer Philosophie und Struktur.

Die Entstehung der umfassenden Gesamt- und Ganztagesschule

In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich schrittweise das Schulsystem, wie es heute in Schweden existiert: eine integrierte Gesamt- und Ganztagesschule. Die Schulpflicht erstreckt sich über neun Jahre und wird durch den Besuch der Grundschule, der grundskola, abgedeckt. Alle Bildungsangebote davor und danach sind freiwillig. Bereits ab dem Alter von einem Jahr können Kinder die Vorschule, förskola, besuchen. Für Sechsjährige gibt es die Vorschulklasse, förskoleklass, die gezielt auf den Übergang in die Grundschule vorbereiten soll. An die neunjährige Grundschule schließt sich das dreijährige Gymnasium an, das sowohl zur Hochschulreife führt als auch eine Berufsausbildung ermöglicht.

Weitere wesentliche Unterschiede zum deutschen Schulsystem, die für viele in Deutschland aufwachsende Familien von Interesse sein dürften, sind die spätere Notenvergabe erst ab der 6. Klasse sowie das Fehlen des Konzepts des “Sitzenbleibens”.

Zentralisierung und Kommunalisierung als Säulen des schwedischen Bildungssystems

Das schwedische Schulsystem weist eine bemerkenswerte Dualität auf: Einerseits ist es stark zentralisiert, da das zentrale Schulamt, das Skolverket, grundlegende Regelwerke wie die Lehrpläne herausgibt, die für alle Schulen landesweit bindend sind. Andererseits ist das System stark dezentralisiert, da die Schulen kommunal organisiert sind. Die Kommunen sind somit für die Ausstattung der Schulen, die Einstellung und Bezahlung der Lehrkräfte zuständig. Anders als in Deutschland sind Lehrer in Schweden nicht verbeamtet, sondern kommunale Angestellte.

Als Angestellte variiert das Gehalt schwedischer Lehrer von Kommune zu Kommune, liegt aber grundsätzlich unter dem ihrer deutschen Kollegen. Im Jahr 2015 betrug das durchschnittliche Bruttoeinkommen knapp über 30.000 Kronen, was etwa 3.000 Euro entsprach.

Der hohe Wert der Bildung in Schweden

Trotz der im Vergleich geringeren Lehrergehälter wird Bildung in Schweden ein immenser Wert beigemessen. Dies wird besonders deutlich, wenn man die Bildungsausgaben vergleicht, die in Schweden signifikant über denen Deutschlands liegen: Mehr als 7% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) investieren die Schweden in Bildung, ein Spitzenwert nicht nur in Europa, sondern weltweit. In Deutschland sind es hingegen weniger als 5%. Diese höheren finanziellen Mittel ermöglichen es, dass schwedische Schulen in der Regel hervorragend ausgestattet sind und neben den Lehrkräften weiteres Fachpersonal beschäftigt werden kann. So arbeiten an schwedischen Schulen Köche, Sozialarbeiter, Psychologen, Bibliothekare, Sozial- und Freizeitpädagogen und viele andere Fachkräfte. Auch die Klassengrößen können dadurch kleiner gehalten werden: Eine Klasse wird durchschnittlich von etwa 20 Schülern besucht.

Moderne Schulbibliothek in Schweden: Ein Beispiel für die hohe Bildungsqualität und Ausstattung im schwedischen Schulsystem.Moderne Schulbibliothek in Schweden: Ein Beispiel für die hohe Bildungsqualität und Ausstattung im schwedischen Schulsystem.Viele Schulen verfügen über modern ausgestattete Bibliotheken; Foto: Kristin Lidell / imagebank.sweden.se

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Die Grundwerte des schwedischen Schulsystems

Das schwedische Schulsystem stellt das Kind und dessen individuelle Entwicklung in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Es strebt danach, demokratisch zu sein, Chancengleichheit zu gewährleisten und den Schulen ein hohes Maß an Selbstständigkeit zuzugestehen. Diese Prinzipien sind tief in der schwedischen Gesellschaft verankert und prägen den Bildungsansatz maßgeblich.

Oberstes Ziel: Umfassende Chancengerechtigkeit

Diese Grundsätze mögen wie große Worte erscheinen, die Gefahr laufen, zu bloßen Floskeln zu verkommen. Doch die Schweden zeigen im Alltag ihrer Schulen, dass sie diese Werte tatsächlich leben wollen. Dies wird an verschiedenen Beispielen im gesamten Schulsystem deutlich, die darauf abzielen, jedem Kind die bestmöglichen Entwicklungschancen zu bieten, unabhängig von seiner Herkunft oder seinen individuellen Voraussetzungen.

Das Prinzip: Kein Kind zurücklassen

Um zu verhindern, dass einzelne Kinder im Bildungssystem zurückbleiben, bieten die Schulen eine Vielzahl an Unterstützungs- und Fördermaßnahmen. Die wohl wichtigsten Instrumente hierfür sind die individuellen Entwicklungspläne und die begleitenden Entwicklungsgespräche. Beide Elemente sind darauf ausgelegt, die Stärken und Schwächen der Schüler frühzeitig zu erkennen, ihnen gezielt dabei zu helfen, gemeinsam festgelegte Ziele zu erreichen, und sie nicht zuletzt aktiv an ihrem eigenen Lernprozess teilhaben zu lassen. So sind an den halbjährlich stattfindenden Entwicklungsgesprächen nicht nur Lehrer und Eltern beteiligt, sondern explizit auch die Kinder selbst, was ihren Beitrag und ihre Perspektive in den Vordergrund rückt.

Schulkinder beim Mittagessen in Schweden, symbolisierend das kindzentrierte schwedische Schulsystem und das Prinzip, kein Kind zurückzulassen.Schulkinder beim Mittagessen in Schweden, symbolisierend das kindzentrierte schwedische Schulsystem und das Prinzip, kein Kind zurückzulassen.Das Kind steht im Mittelpunkt der Bildungsbemühungen; Foto: Lena Granefelt / imagebank.sweden.se

Die selbstständige, kommunal verwaltete Schule

Ein weiterer fundamentaler Pfeiler des schwedischen Schulsystems ist die weitgehende Selbstständigkeit der einzelnen Schulen. Das zentrale Skolverket legt lediglich die Rahmenbedingungen fest und überwacht deren Einhaltung. Wie die schulische Arbeit im Detail ausgestaltet wird, welche Lehrkräfte eingestellt werden, wie die Stundenpläne aussehen und wofür finanzielle Mittel verwendet werden – all das entscheidet die Einzelschule in enger Absprache mit der jeweiligen Kommune, die in Schweden die Schulträgerrolle einnimmt. Die Kommunen erhalten vom Staat Pauschalbeträge, die von der Schülerzahl abhängen und von diesen an die Schulen weitergeleitet werden.

Diese Kommunalisierung bringt zahlreiche Vorteile mit sich, da die Schulen sich flexibel an spezifische Herausforderungen anpassen und eigenständige Profile entwickeln können. Sie ermöglicht eine stärkere lokale Verankerung und maßgeschneiderte Bildungsangebote. Allerdings birgt sie auch eine Kehrseite: Wenn Einzelschulen und Kommunen mehr Mitspracherecht bei der Gestaltung der Bildung haben, erhalten die kommunalen Schulchefs sowie die Rektoren größeren Einfluss auf die Qualität der Schule. Wo es weniger ambitionierte Schulverantwortliche gibt, kann die Qualität entsprechend leiden. Dies führt dazu, dass das Bildungsniveau von Kommune zu Kommune mitunter sehr unterschiedlich sein kann, was im deutschen Kontext zu kritischen Diskussionen führen würde.

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Die vorschulische Erziehung – förskola und förskoleklass

Der Gleichstellung der Geschlechter und somit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie kommt in Schweden traditionell eine herausragende Bedeutung zu. Folgerichtig genießt die vorschulische Erziehung einen hohen Stellenwert, da sie es beiden Elternteilen ermöglichen soll, rasch nach der Geburt eines Kindes wieder in das Berufsleben zurückzukehren. Dieses Engagement in der frühen Bildung ist ein weiterer prägender Aspekt des schwedischen Schulsystems.

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Kita und Kindergarten: die förskola

Ab dem Alter von einem Jahr hat jedes Kind in Schweden einen Anspruch auf einen Platz in der förskola. Die Kommunen sind gesetzlich zur Bereitstellung dieser Plätze verpflichtet. Um den Bedürfnissen aller Familien gerecht zu werden, verfügen viele dieser Einrichtungen, die in ihrer Funktion in etwa den deutschen Kindergärten entsprechen, über sehr lange Öffnungszeiten.

Die förskola wird umgangssprachlich oft auch dagis (Kurzform von daghem) genannt, obwohl offiziell nur noch die Bezeichnung förskola verwendet wird, die eine eigene Schulform darstellt. Auch wenn der Name an eine Schule erinnert, ist die förskola doch vielmehr ein Kindergarten, in dem das Spiel, das Entdecken und das soziale Miteinander absolut im Zentrum stehen. Durchschnittlich besuchen etwa 16 Kinder eine Gruppe; auf jeden Erzieher kommen dabei 5,2 Kinder, was eine vergleichsweise intensive Betreuung ermöglicht.

Kosten für die förskola im schwedischen System

Im Gegensatz zu allen anderen Schulformen ist der Besuch der schwedischen Kindergärten nicht vollständig kostenfrei – zumindest nicht für diejenigen, die die Betreuungsangebote über den Basissatz hinaus in Anspruch nehmen. Kostenlos ist die förskola lediglich dann, wenn das Kind ab dem Alter von drei Jahren für maximal drei Stunden am Tag betreut werden muss. Bei jüngeren Kindern und bei einer längeren Betreuungszeit fallen Kosten an, die von Kommune zu Kommune unterschiedlich hoch sein können und in der Regel in Relation zum Elterneinkommen stehen. Die meisten Kommunen haben jedoch eine sogenannte maxtaxa eingeführt, eine festgelegte Obergrenze, sodass die Preise nicht unbegrenzt ansteigen.

Ein Beispiel aus Karlstad veranschaulicht dies: Besucht das Kind die förskola länger als drei Stunden pro Tag bzw. 15 Stunden pro Woche, kostet der Platz für das erste Kind 3% des Elterneinkommens, aber maximal 1260 schwedische Kronen. Beim zweiten Kind reduzieren sich die Kosten auf 2% des Einkommens, aber maximal 840 Kronen, und beim dritten Kind auf 1% oder maximal 420 Kronen. Detaillierte Informationen über die genauen Kosten finden Sie normalerweise auf den Homepages der jeweiligen Kommunen, da diese autonom über die Gebührengestaltung entscheiden.

Die förskoleklass – Der sanfte Übergang zur Grundschule

Zwischen der förskola und der grundskola wird ein einjähriger Besuch der förskoleklass, der Vorschulklasse, eingeschoben. Diese ist meist bereits räumlich an die spätere Grundschule angegliedert und wird häufig als „Klasse 0“ bezeichnet. Ihr primäres Ziel ist es, einen sanften und altersgerechten Übergang vom spielerischen Kindergartenalltag in die strukturiertere Schulumgebung zu gewährleisten. In der Regel umfasst die förskoleklass drei Unterrichtsstunden am Vormittag. Wer darüber hinaus Betreuung benötigt oder wünscht, kann anschließend das kostenpflichtige fritidshem (vergleichbar mit einem deutschen Hort) besuchen. Dieses Angebot steht Kindern im Alter von 6 bis 13 Jahren offen und unterstützt Familien bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

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Das Herzstück des schwedischen Bildungssystems: die grundskola

Das unbestreitbare Herzstück des schwedischen Schulsystems ist die grundskola. Obwohl man sie mit “Grundschule” übersetzen kann, weckt dieser Begriff bei vielen deutschen Familien falsche Erwartungen. In Deutschland wird eine vier- oder sechsjährige Grundschule assoziiert, während die schwedische grundskola eine neunjährige Gesamt- und Ganztagesschule ist. Sie deckt die gesamte Schulpflicht der schwedischen Kinder ab. Während die förskola davor und alle weiteren Bildungsgänge danach freiwillig sind, ist der Besuch der grundskola obligatorisch.

Historisch war die grundskola in drei Stufen unterteilt: lågstadiet (Unterstufe), mellanstadiet (Mittelstufe) und högstadiet (Oberstufe), wobei jede Stufe drei Schuljahre umfasste. Heute wird auf diese formale Einteilung verzichtet, auch wenn das högstadiet sich weiterhin durch Wahlmöglichkeiten für die Schüler und das Fachlehrerprinzip von den unteren Schuljahren abhebt. Es gibt auch Schulen, die sich auf bestimmte Jahrgangsstufen spezialisieren, beispielsweise nur die Klassen 1 bis 5 oder die Klassen 6 bis 9 abdecken.

Vielfältige Schulprofile durch freie Schulwahl

Im Jahr 1994 wurde die freie Schulwahl eingeführt, wodurch Eltern seitdem die Möglichkeit haben, frei zu entscheiden, welche grundskola ihr Kind besuchen soll. Ziel dieser Maßnahme war es, den Wettbewerb zwischen den Schulen zu fördern und die Profilbildung der einzelnen Einrichtungen zu stärken. Dies ist durchaus gelungen, denn es existieren heute viele Schulen, die mit speziellen Angeboten aufwarten – beispielsweise englischsprachigem Fachunterricht, besonderen Sportprofilen oder künstlerischen Schwerpunkten. Dass man sich die Schule frei auswählen darf, bedeutet jedoch nicht, dass man an der Wunschschule auch garantiert einen Platz erhält. Vorrang haben immer diejenigen Schüler, für die die betreffende Schule die nächstgelegene ist, um die soziale Kohäsion in den Stadtteilen zu erhalten.

Da die schwedische Schule als Ganztagsschule konzipiert und zudem kostenfrei sein muss, ist auch das Essen in der Mensa gratis – ein deutlicher Unterschied zu vielen deutschen Schulsystemen. Für gewöhnlich beschäftigen die Schulen eigens angestellte Köchinnen bzw. Köche, die für eine ausgewogene Ernährung sorgen. Neben Lehrkräften sind in schwedischen Schulen zudem Bibliothekare, Psychologen, Freizeitpädagogen, Sozialarbeiter, Schulkrankenschwestern und viele andere Fachkräfte im Einsatz. Anders als in Deutschland, wo Lehrkräfte oft eine Vielzahl von nicht-unterrichtlichen Tätigkeiten übernehmen müssen, gibt es in Schweden für diese Aufgaben entsprechendes Fachpersonal.

Kostenloses Schulessen in einer sch schwedischen Mensa als Teil des umfassenden schwedischen Schulsystems und Sozialstaats.Kostenloses Schulessen in einer sch schwedischen Mensa als Teil des umfassenden schwedischen Schulsystems und Sozialstaats.Das Mensaessen in Schweden ist kostenlos – wie der gesamte Schulbesuch; Foto: Miriam Preis / imagebank.sweden.se

Die verpflichtende Ganztagsschule als Standard im schwedischen Schulsystem

Normalerweise endet der Unterricht an schwedischen Schulen gegen 15 oder 16 Uhr. Wer noch länger in der Schule bleiben möchte oder muss, findet meist entsprechende Betreuungsangebote, die beispielsweise von Freizeitpädagogen organisiert werden. Dies unterstreicht den Charakter der schwedischen Ganztagsschule als umfassende Bildungs- und Betreuungseinrichtung.

Ähnlich wie in Deutschland regelt der Lehrplan die grundlegenden Inhalte und Kompetenzen, die vermittelt werden sollen. Im läroplan sind die Kenntnisse und Fertigkeiten festgeschrieben, die die Kinder nach der 3., der 6. und der 9. Klasse erworben haben sollten. Zu diesen Zeitpunkten werden nationale Prüfungen durchgeführt, die überprüfen, ob die Schüler diese Ziele auch erreicht haben. Um ein gleichwertiges Bildungsniveau im ganzen Land zu gewährleisten (und sicherlich auch um einen gewissen Leistungsdruck auf die Schulen auszuüben), werden die Ergebnisse dieser Prüfungen öffentlich zugänglich gemacht und sind für jeden einsehbar.

Neben der grundskola existieren noch zwei weitere spezialisierte Schulformen: Die grundsärskola besuchen Kinder mit bestimmten Entwicklungsstörungen, die einen angepassten Lehrplan benötigen. Wer sehr spezielle Bedürfnisse hat, beispielsweise gehörlose oder blinde Kinder, kann auch die specialskola besuchen. Weiterführende Informationen zu den sär- und specialskolor finden Sie hier.

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Anders als in Deutschland: das schwedische Gymnasium

Das schwedische gymnasium hat nur zwei Gemeinsamkeiten mit dem deutschen Gymnasium: Es ist eine weiterführende Schule, und man kann hier die Hochschulreife erwerben. Ansonsten können das Gymnasium in Schweden und Deutschland kaum miteinander verglichen werden, da die Unterschiede zu groß sind, um von einer direkten Entsprechung zu sprechen.

Knapp 90% eines Jahrgangs wechseln nach der grundskola auf das dreijährige Gymnasium. Diese Zahl klingt sehr beeindruckend, relativiert sich jedoch etwas, wenn man weiß, dass Fach- und Berufsschulen in Schweden ins Gymnasium integriert sind. Daher ist der Übergang auf das Gymnasium für die meisten Schüler fast obligatorisch und stellt keine so selektive Entscheidung dar wie in Deutschland.

Wer die Zugangsberechtigung in den Händen hält, kann sich in eines von 18 nationalen Programmen (oder eines der zusätzlichen regionalen Programme) einschreiben. Neben theoretisch-akademischen Programmen, die direkt auf ein Studium an einer Universität oder Hochschule vorbereiten (wie beispielsweise gesellschaftswissenschaftliche und naturwissenschaftliche Zweige), stehen auch praktisch-berufsvorbereitende Programme zur Wahl. Mit letzteren ist man zwar nicht direkt für ein Studium zugelassen, kann aber durch Zusatzkurse ebenfalls Zugang zu einer Hochschule finden.

Wer darf das Gymnasium in Schweden besuchen?

Doch wer ist nun berechtigt, das Gymnasium zu besuchen? Grundsätzlich kann jeder, der die Fächer Schwedisch (bzw. Schwedisch als Zweitsprache), Mathematik, Englisch sowie fünf weitere Fächer in der grundskola bestanden hat, auf das Gymnasium wechseln. Möchte man jedoch ein hochschulvorbereitendes Programm belegen, muss man in neun weiteren Fächern erfolgreich gewesen sein. Darüber hinaus erfordern einzelne Programme das Bestehen spezifischer Fächer. Das gesellschaftswissenschaftliche Programm steht beispielsweise nur jenen offen, die Geografie, Geschichte, Politik und Religion erfolgreich abgeschlossen haben.

Es gibt noch eine weitere Einschränkung: Bestimmte Programme sind sehr beliebt und stark nachgefragt. Bewerben sich zu viele Schüler für einen begrenzten Platz, entscheiden die Noten der grundskola darüber, wer einen Platz erhält und wer nicht. Es lohnt sich also, sich in der neunten Klasse anzustrengen und für eine solide Notenbasis zu sorgen, um die gewünschte Studienrichtung einschlagen zu können.

Sollten die Noten der grundskola einmal nicht ausreichen, ist der Zug noch nicht endgültig abgefahren. Denn dann besteht die Möglichkeit, sich in spezielle Einführungsprogramme einzuschreiben, in denen das fehlende Wissen und die notwendigen Kompetenzen nachgeholt werden können, um den Übergang ins Gymnasium zu einem späteren Zeitpunkt zu ermöglichen.

Mit Punkten zum Studium oder zur Ausbildung – der Abschluss im schwedischen Schulsystem

Wer einen Platz auf dem Gymnasium gefunden hat, hat nun drei Jahre lang Zeit, durch das Belegen verschiedener Kurse insgesamt 2500 Punkte zu sammeln. Dabei gibt es verpflichtende Kernkurse, aber auch eine Reihe von Wahlkursen, die die Schüler frei nach ihren Interessen und Berufswünschen auswählen können. Um die Hochschulzugangsberechtigung zu erhalten, muss ein Schüler Kurse mit insgesamt mindestens 2250 Punkten erfolgreich bestehen. Die schwedischen Gymnasien sind teilweise sehr spezialisiert und besitzen ein ausgeprägtes Profil, weshalb es sich lohnt, bei der Schulwahl genauer hinzuschauen und sich gut zu überlegen, welches Gymnasium für die eigenen Wünsche das geeignetste ist. Die Suchfunktion des Gymnasieguiden bietet hier eine wertvolle Unterstützung.

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Abschlussfeier von Schülern in Schweden, ein wichtiger Meilenstein im schwedischen Bildungssystem nach dem Gymnasium.Abschlussfeier von Schülern in Schweden, ein wichtiger Meilenstein im schwedischen Bildungssystem nach dem Gymnasium.Am Ende des Gymnasiums steht das Studenten, das schwedische Abitur; Foto: Christofer Dracke / imagebank.sweden.se

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Freie Schulen – die friskolor im schwedischen Schulsystem

In Schweden existieren neben den kommunalen Schulen viele freie Schulen, die sogenannten friskolor oder fristående skolor. Für manche Familien, insbesondere jene aus Deutschland, könnte es eine Überlegung sein, das Kind an einer solchen Schule anzumelden. Zwischen 10 und 15% aller Grundschüler und etwa jeder vierte Gymnasiast besuchen eine friskola. Nahezu jedes zweite Gymnasium befindet sich nicht in kommunaler Trägerschaft, was die weite Verbreitung dieses Schulmodells unterstreicht. Besonders beliebt sind diese Schulen im großstädtischen Raum.

Es hat sich in Schweden mittlerweile ein regelrechter Markt für freie Schulen entwickelt. Zwar befinden sich viele friskolor in der Trägerschaft von Stiftungen oder gemeinnützigen Vereinen. Doch es gibt auch gewinnorientierte Konzerne, wie beispielsweise AcadeMedia, den größten schwedischen Schulkonzern, die Bildung quasi als Ware anbieten. Dass diese Entwicklung nicht frei von Kritik bleibt, ist eine logische Konsequenz und wird auch in der Öffentlichkeit intensiv diskutiert.

Kritik und Förderung freier Schulen im schwedischen Bildungswesen

Vor allem die bürgerlich-konservativen Regierungen haben in der Vergangenheit die Entwicklung der freien Schulen und damit die Privatisierung und Kommerzialisierung von Bildung aktiv gefördert. Die sozialdemokratischen Regierungen hingegen waren stets bemüht, die damit einhergehenden Auswüchse zu begrenzen und regulierende Maßnahmen zu ergreifen. Ein entscheidender Impuls für den Boom der friskolor wurde 1992 gesetzt, als die bürgerliche Regierung die Regelung einführte, dass freie Schulen durch einen kommunalen Beitrag finanziert werden müssen, was zu einer rapiden Zunahme ihrer Anzahl führte. Nach dem Regierungswechsel im Jahr 1994 wurden die Bestimmungen für die Gründung einer freien Schule jedoch wieder verschärft.

Ein weiterer signifikanter Kritikpunkt, der im deutschen Bildungsdiskurs kaum vorstellbar wäre, wurde mit dem neuen Lehrplan im Jahr 2011 beseitigt. Bis dahin gab es kaum Handhabe gegen freie Schulen, die sich nicht an den staatlichen Lehrplan gehalten hatten. Dies führte dazu, dass beispielsweise religiös geprägte Schulen, in denen der Kreationismus gelehrt wurde, heftig in die Kritik gerieten. Seit 2011 sind die friskolor jedoch verpflichtet, sich uneingeschränkt an den nationalen Lehrplan zu halten, was die Qualitätssicherung und Vergleichbarkeit erhöht.

Seit dieser Neuregelung ist die Debatte um die freien Schulen etwas ruhiger geworden, wenngleich vor allem die Schulen in religiöser Trägerschaft nach wie vor Anlass für Diskussionen und öffentliche Debatten bieten.

Oft nur geringe Unterschiede zu kommunalen Schulen

Oftmals ist der faktische Unterschied zwischen einer freien und einer kommunalen Schule geringer, als man zunächst annehmen könnte. Denn auch die freien Schulen müssen für die Schüler komplett kostenfrei sein, sie werden größtenteils von der Kommune finanziert und sind dem nationalen Lehrplan verpflichtet. Auch hinsichtlich der Leistungsqualität zeigen sich bei genauerer Betrachtung der Schülerergebnisse keine signifikanten Unterschiede, was die These untermauert, dass die grundlegenden Prinzipien des schwedischen Schulsystems in allen Schulformen Anwendung finden.

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Notengebung im schwedischen Schulsystem

Ähnlich wie die Diskussion um die freien Schulen war auch die Notengebung in vergangenen Zeiten Anlass für viel Diskussionsstoff in Schweden. Bis 2011 erhielten Kinder in schwedischen Schulen erst ab der 8. Klasse Zensuren. Davor gab es schriftliche Leistungsbeurteilungen, jedoch keine Ziffernnoten. Die damalige Notenskala war vierstufig: MVG (mycket väl godkänd) stand für eine sehr gute Leistung, VG (väl godkänd) für eine gute Leistung, G (godkänd) bedeutete bestanden und IG (icke godkänd) nicht bestanden.

Benotung ab der 6. Klasse: Eine differenziertere Bewertung

Diese alten Notensysteme gehören seit 2011 der Vergangenheit an. Seitdem werden Schüler bereits ab der 6. Klasse (bzw. in der zweiten Fremdsprache ab der 7. Klasse) benotet. Im internationalen Vergleich ist dies noch immer ein recht später Zeitpunkt für die Einführung von Noten, was die Bedeutung der individuellen Entwicklung in den früheren Jahren unterstreicht. Die neu eingeführte sechsstufige Skala von A bis F ermöglicht eine deutlich feinere Differenzierung der Leistungen. A ist dabei die beste Note, während F bedeutet, dass die Leistung nicht bestanden wurde. Zeugnisse werden nach jedem Halbjahr ausgestellt.

Die Methoden zur Erhebung der Noten unterscheiden sich nicht wesentlich von Deutschland. Es können mündliche und schriftliche Leistungsbeurteilungen, Gruppenarbeiten, Laborversuche, Präsentationen und vieles mehr erfolgen. Ein wichtiger Aspekt ist jedoch, dass der Lehrer die Schüler transparent darüber informieren muss, welche Anforderungen und Aufgabenformen sie erwarten, damit jeder Schüler die Gelegenheit hat, sich optimal vorzubereiten.

Nationale Prüfungen: Standardisierung im schwedischen Schulsystem

Eine spezifische Besonderheit des schwedischen Schulsystems sind die nationalen Prüfungen, die am Ende der 3., der 6. und der 9. Klasse in den zentralen Fächern durchgeführt werden. Diese Prüfungen finden landesweit zur selben Zeit statt und dienen dazu, die Gleichwertigkeit des Bildungsniveaus in ganz Schweden zu gewährleisten. Darüber hinaus geben sie den Lehrern eine wertvolle Rückmeldung darüber, ob sie ihre Schüler auf das erforderliche Leistungsniveau gebracht haben. Die Ergebnisse tragen auch zur Transparenz des Systems bei.

In den Jahrgangsstufen, in denen noch keine Noten vergeben werden, sind die Lehrer dazu verpflichtet, individuelle Entwicklungspläne für jeden einzelnen Schüler zu formulieren. Diese Pläne enthalten eine detaillierte Beurteilung der Leistung und des Verhaltens und sind zugleich zukunftsorientiert, indem sie festhalten, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, damit sich das Kind bestmöglich entwickeln kann. Mehr dazu erfahren Sie im folgenden Abschnitt.

Engagierte Lehrerin in einer schwedischen Schulklasse, illustrierend die persönliche Betreuung im Notensystem des schwedischen Schulsystems.Engagierte Lehrerin in einer schwedischen Schulklasse, illustrierend die persönliche Betreuung im Notensystem des schwedischen Schulsystems.Lehrerin in einer schwedischen Schule, engagiert in der individuellen Förderung; Foto: Sofia Sabel / imagebank.sweden.se

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Entwicklungsgespräche und -pläne: Individuelle Förderung im Fokus

Die individuelle Förderung jedes einzelnen Schülers wird im schwedischen Schulsystem besonders großgeschrieben. Dies zeigt sich unter anderem an zwei zentralen Elementen der schwedischen Schule: den Entwicklungsgesprächen (utvecklingssamtal) und den individuellen Entwicklungsplänen (individuella utvecklingsplaner – IUP). Diese Instrumente sind darauf ausgelegt, eine kontinuierliche und maßgeschneiderte Unterstützung der Schüler zu gewährleisten.

Was hat es mit den Entwicklungsplänen auf sich?

In den Jahrgangsstufen 1 bis 5, in denen noch keine Noten vergeben werden, erstellt der Klassenlehrer oder Mentor einmal jährlich für jeden seiner Schüler einen individuellen Entwicklungsplan. Ab der 6. Klasse ist dies nicht mehr verpflichtend, doch viele Schulen führen diese Praxis in einer möglicherweise abgespeckten Version weiterhin fort, da der Nutzen für die individuelle Betreuung als sehr hoch eingeschätzt wird.

Der Entwicklungsplan gliedert sich in zwei wesentliche Teile. Der erste Teil ist deskriptiv: Er beschreibt, was der Schüler bereits kann, wo er noch Schwächen aufweist und wie er sich im Unterricht sowie gegenüber seinen Mitschülern verhält. Dies entspricht in etwa den verbalen Beurteilungen, die wir auch von deutschen Grundschulzeugnissen kennen. Der zweite Teil hingegen ist präskriptiv: Er legt fest, welche spezifischen Anstrengungen und Maßnahmen vonseiten der Schule, des Elternhauses und des Schülers selbst notwendig sind, damit die angestrebten Lernziele in Zukunft erreicht oder bestehende Lücken geschlossen werden können. Die Entwicklungspläne werden Jahr für Jahr fortgeführt, sodass im darauffolgenden Jahr überprüft werden kann, ob die zuvor festgelegten Ziele erreicht wurden oder weitere Anpassungen erforderlich sind.

Das partizipative Gespräch: Lehrer, Eltern und Kind im Dialog

Im Entwicklungsgespräch, welches mindestens einmal pro Halbjahr, auf Wunsch aber auch öfter, zwischen Klassenlehrer/Mentor, Eltern und Schüler geführt wird, bildet der Entwicklungsplan die zentrale Gesprächsgrundlage. Gemeinsam wird die soziale und schulische Entwicklung des Kindes besprochen, und zusammen überlegt man, welche Ziele anvisiert werden und wie diese am besten erreicht werden können. Die aktive Einbindung des Kindes ist dabei ein Kernmerkmal dieses Ansatzes.

Ein konkretes Beispiel verdeutlicht dies: Ein Schüler erreicht beispielsweise im Fach Mathematik die Lernziele nicht. Die Lehrkräfte stellen fest, dass der Schüler im Unterricht schnell überfordert ist und nicht mehr mitkommt. Er benötigt spezielle Unterstützung. Nun können Schule, Eltern und Schüler gemeinsam überlegen, ob es sinnvoll sein könnte, dass ein zusätzlicher Pädagoge in ein oder zwei Mathestunden pro Woche anwesend ist und dem Schüler individuell hilft. Nach ein paar Wochen wird dann gemeinsam überprüft, ob diese Maßnahme erfolgreich war oder ob weitere Anpassungen nötig sind.

Wer sein Kind also in Schweden auf die Schule schickt, muss damit rechnen, dass sich die Lehrer deutlich intensiver jedem einzelnen Kind widmen, als man es aus Deutschland vielleicht gewöhnt ist. Dies bedeutet jedoch auch für die Eltern, dass sie sich auf eine aktive Beteiligung am Schulleben einstellen müssen. Die beiden jährlichen Entwicklungsgespräche sind dabei obligatorisch und bieten eine wichtige Plattform für den Austausch und die gemeinsame Zielsetzung.

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Wie der Unterricht und die Einzelschulen organisiert sind

In Deutschland herrscht an vielen Schulen noch immer das sogenannte Einzelkämpfersystem vor. Jeder Lehrer arbeitet mehr oder weniger für sich, der Austausch mit den Kollegen ist selten institutionalisiert und beruht meist auf dem freiwilligen Engagement der einzelnen Lehrkräfte. Das schwedische Schulsystem geht hier einen gänzlich anderen Weg.

Teamarbeit als Kernprinzip in der schwedischen Schule

Schwedische Schulen sind strukturell gänzlich anders organisiert. Hier steht Teamarbeit im Mittelpunkt – sowohl die Gruppenarbeit bei Schülern als auch die enge Zusammenarbeit in Lehrerteams für die Pädagogen. Nicht alle, aber viele Schulen – insbesondere die grundskolor – sind folgendermaßen aufgebaut: Drei oder vier Klassen werden zu einer organisatorischen Einheit zusammengefasst, die dauerhaft von einem Lehrerteam aus etwa 4 bis 8 Lehrern betreut wird. Diese Lehrkräfte unterrichten größtenteils die Klassen ihrer Einheit (und das normalerweise über mehrere Jahre hinweg) und teilen sich einen gemeinsamen Arbeitsraum. Dadurch kennen die Lehrer ihre Schüler (und auch deren Eltern) sehr gut, sie befinden sich ständig im Austausch und können so Schülern schneller und zielgerichteter helfen, da sie ein umfassendes Bild der individuellen Bedürfnisse erhalten.

Schüler in Teamarbeit während des Unterrichts in einer schwedischen Schule, ein Kennzeichen des kooperativen schwedischen Bildungssystems.Schüler in Teamarbeit während des Unterrichts in einer schwedischen Schule, ein Kennzeichen des kooperativen schwedischen Bildungssystems.Teamarbeit wird in der schwedischen Schule großgeschrieben; Foto: Sofia Sabel / imagebank.sweden.se

Frontalunterricht ist in Schweden eher selten anzutreffen. Stattdessen dominieren Projekt- und Gruppenarbeiten oder Formen des selbstständigen, entdeckenden Lernens, bei dem der Lehrer stärker in die Rolle des Lernbegleiters und Moderators schlüpft. Da die Schule eine Ganztagsschule ist, sind Hausaufgaben nicht so gewöhnlich wie in Deutschland. Natürlich können sie aber dennoch vorkommen, beispielsweise wenn Vokabeln gelernt oder bestimmte Inhalte vertieft werden sollen.

Flexible Stundenpläne: Keine starren 45-Minuten-Stunden

Wer das deutsche Schulsystem kennt, ist häufig irritiert, wenn er das erste Mal einen schwedischen Stundenplan sieht. In Deutschland sind die Pausen einheitlich geregelt, die gesamte Schule hat zur gleichen Uhrzeit Pause, Unterrichtsbeginn, Schluss usw. Auch dauern die Stunden normalerweise immer 45 Minuten.

In Schweden ist das anders: In manchen Schulen haben die Schüler sogar einen offenen Beginn, was ein hohes Maß an Flexibilität ermöglicht. Einige kommen schon um 8 Uhr, andere erst um 8:30 Uhr. Dann folgt eine Stunde, die 60 Minuten dauert, gefolgt von einer 40-minütigen und einer 90-minütigen Unterrichtseinheit. Die Pausen können von Klasse zu Klasse verschieden sein. Die Schule kann dies gestalten, wie sie es für richtig hält, und so auf die spezifischen Bedürfnisse der Schüler und die pädagogischen Konzepte eingehen. Im Gesetz sind lediglich die Gesamtstundenzahlen vorgeschrieben, die in jedem Fach unterrichtet werden müssen. Wie diese jedoch über den Tag verteilt werden, kann flexibel geregelt werden. In der Alléskolan in Floda geht dies sogar so weit, dass die Lehrerteams den Stundenplan für ihre Einheit komplett selbst gestalten dürfen, was ein Höchstmaß an Autonomie und Anpassungsfähigkeit bedeutet.

Es liegt auf der Hand: Schwedische Schulen sind viel selbstständiger und deutlich anders getaktet, als man das aus Deutschland kennt. Diese Flexibilität ist ein Kennzeichen des schwedischen Schulsystems.

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Schule für Neuschweden – Welche Unterstützung gibt es im Bildungssystem?

Wer nach Schweden auswandert und seine Kinder dort auf die Schule schickt, steht anfangs oft vor einem großen Problem: Wie sollen die Kinder im Unterricht überhaupt mitkommen, wenn sie die Sprache noch nicht richtig verstehen? Haben sie dadurch nicht immense Nachteile?

Diese Ängste sind natürlich nicht von der Hand zu weisen. Am Anfang kann diese Situation anstrengend und kräftezehrend sein – sowohl für die Kinder als auch für die Eltern. Doch Kinder nehmen, vor allem wenn sie noch jünger sind, eine neue Sprache oft auf wie ein Schwamm Wasser. Sie lernen sehr schnell und werden sich in der Regel rasch einfinden. Das schwedische Schulsystem ist darauf vorbereitet.

Schwedisch als Zweitsprache: Gezielte Sprachförderung

Schweden als klassisches Einwanderungsland hat sich gut auf die Bedürfnisse von “Neuschweden” eingestellt und bietet Hinzugezogenen einige wichtige Hilfestellungen an, die in Anspruch genommen werden können:

Kinder, die eine andere Muttersprache als Schwedisch haben, müssen nicht am gewöhnlichen Schwedisch-Unterricht teilnehmen, sondern können den Unterricht “Schwedisch als Zweitsprache” besuchen. Momentan wird dieses Angebot von etwa 10% aller Schüler wahrgenommen. Hier steht der Spracherwerb im Mittelpunkt, wobei auf die spezifischen Bedürfnisse der Lernenden eingegangen wird. Wer schnelle Fortschritte macht, kann dann auch in den normalen Schwedisch-Unterricht wechseln, muss es aber nicht. Auch für die Zugangsberechtigung für das Gymnasium oder für die Hochschule reicht es für gewöhnlich aus, wenn man das Fach Schwedisch als Zweitsprache bestanden hat. Ob Schwedisch als Zweitsprache an einer Schule angeboten wird, entscheidet der Rektor. Er ist somit der erste Ansprechpartner, falls dieses Angebot gewünscht wird.

Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund in einer schwedischen Grundschule, exemplifizierend die Integrationsbemühungen des schwedischen Schulsystems.Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund in einer schwedischen Grundschule, exemplifizierend die Integrationsbemühungen des schwedischen Schulsystems.Neuschweden werden gut an der Schule gefördert und integriert; Foto: Ann Sofi Rosenkvist / imagebank.sweden.se

Unterricht in der Muttersprache: Stärkung der kognitiven Entwicklung

Eine weitere bedeutende Unterstützungsmöglichkeit, die der schwedische Staat anbietet, ist der Muttersprachenunterricht. Schließlich weiß man, dass Kinder anfangs besser und intensiver lernen, wenn sie dies in ihrer Muttersprache tun können. Es liegt auf der Hand, dass man in der eigenen Sprache Zusammenhänge schneller erfassen und verstehen sowie komplexere Dinge durchdenken kann. Lernen in der Muttersprache ist schlichtweg einfacher und fördert die kognitive Entwicklung. In der Grundschule und auf dem Gymnasium ist die Kommune verpflichtet, Muttersprachenunterricht anzubieten, wenn es mindestens fünf Schüler mit einer bestimmten Sprache gibt, die den Anspruch auf diesen Unterricht haben und ihn auch wahrnehmen wollen, und wenn eine passende Lehrkraft zur Verfügung steht. Im Schuljahr 2016/17 hatten 27% aller Schüler das Anrecht auf Muttersprachenunterricht, von denen etwas mehr als die Hälfte dieses Angebot auch tatsächlich in Anspruch genommen hat.

Der Muttersprachenunterricht wird kommunal organisiert. Für gewöhnlich finden Sie detaillierte Informationen auf der Homepage der jeweiligen Kommune. Manche Kommunen bieten zudem spezielle Vorbereitungsklassen an, in denen Kindern der Neuanfang in Schweden besonders erleichtert werden soll, indem sie gezielt auf den schwedischen Schulalltag vorbereitet werden. Auch hierfür empfiehlt es sich, den entsprechenden Ansprechpartner in der Kommune zu kontaktieren. Hier ein Beispiel aus der Kommune Lidköping.

Unterstützung in der språkintroduktion für Jugendliche

Für Jugendliche, die die grundskola abgeschlossen haben, aber aufgrund zu schlechter Noten – insbesondere in Schwedisch als Zweitsprache – nicht für das Gymnasium zugelassen worden sind, gibt es das Programm „Språkintroduktion“. Dieses Einführungsprogramm ist speziell auf die Bedürfnisse von Neuschweden zugeschnitten und zielt darauf ab, sie sprachlich fit für andere gymnasiale Programme zu machen und ihnen so eine Perspektive für eine weiterführende Bildung zu eröffnen.

Wer also mit Kindern nach Schweden auswandert, muss sich keine Sorgen machen, dass sie aufgrund der Sprache in der Schule nicht mitkommen. Die Schweden legen großen Wert auf Integration, und es gibt umfassende Unterstützungsangebote, die einen reibungslosen Start in das schwedische Schulsystem ermöglichen.

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Fazit: Das schwedische Schulsystem als Chance für auswandernde Familien

Das schwedische Schulsystem präsentiert sich als ein durchdachtes und umfassendes Bildungssystem, das sich in vielen Aspekten deutlich von dem deutschen Modell unterscheidet. Mit seinem starken Fokus auf Chancengleichheit, individuelle Förderung und die frühe Einbindung der Kinder in den Lernprozess bietet es eine bemerkenswerte Alternative für Familien, die eine Auswanderung nach Schweden in Betracht ziehen. Die verpflichtende Ganztagsschule, kostenloses Schulessen und ein gut ausgebautes System der Vorschulerziehung entlasten Familien spürbar und tragen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei.

Die weitreichende Autonomie der Schulen und die kommunale Organisation ermöglichen eine hohe Anpassungsfähigkeit an lokale Bedürfnisse, auch wenn dies zu Unterschieden in der Schulqualität führen kann. Für Familien aus dem deutschsprachigen Raum sind insbesondere die späteren Noten, das Fehlen des “Sitzenbleibens” und die vielfältigen Förderangebote für “Neuschweden” von großem Interesse. Das System ist darauf ausgelegt, jedem Kind eine faire Chance zu geben, sich optimal zu entwickeln, unabhängig von seiner Herkunft oder sprachlichen Voraussetzungen. Die Integration von Berufsbildung ins Gymnasium und die flexiblen Stundenpläne sind weitere Kennzeichen, die eine ganzheitliche Bildung fördern.

Für alle, die tiefer in die Materie eintauchen möchten oder praktische Schritte für einen Umzug nach Schweden planen, empfehlen wir, die offiziellen Informationen des Skolverket und der jeweiligen Kommunen zu konsultieren. Wenn Sie weitere Fragen zur Gestaltung des Bildungssystems im Kontext einer Auswanderung haben oder die Unterschiede zum deutschen Schulsystem noch detaillierter beleuchten möchten, steht Ihnen Shock Naue als Ihr Experte für umfassende Informationen zur Seite. Erkunden Sie mit uns die Möglichkeiten, die sich Ihnen in Skandinavien bieten!

13 Tipps, wie Sie selbst Schwedisch lernen können, finden Sie hier.


Titelfoto: Lena Granefelt / imagebank.sweden.se

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