Siebenschläfer als Haustier: Ein umfassender Leitfaden zur artgerechten Haltung und Pflege

Zwei junge Siebenschläfer in einem artgerecht eingerichteten Gehege, die neugierig ihre Umgebung erkunden.

Deutschland, ein Land bekannt für seine reiche Natur und vielfältige Tierwelt, beherbergt auch den charmanten Siebenschläfer (Glis glis). Dieses kleine, nachtaktive Nagetier, das in vielen Teilen Europas – einschließlich Deutschlands Wäldern – heimisch ist, fasziniert durch seine einzigartige Lebensweise, insbesondere seinen außergewöhnlich langen Winterschlaf. Doch während die meisten Siebenschläfer ein wildes Dasein führen, weckt die Idee, einen Siebenschläfer Als Haustier zu halten, bei manchen Tierliebhabern großes Interesse. Bevor man sich jedoch für diesen ungewöhnlichen Weg entscheidet, ist es entscheidend, die spezifischen Bedürfnisse, die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Herausforderungen dieser besonderen Tierhaltung umfassend zu verstehen. Dieser Artikel bietet Ihnen einen tiefgehenden Einblick in die Welt der Siebenschläfer und gibt wertvolle Ratschläge für eine verantwortungsvolle und artgerechte Haltung.

Der Siebenschläfer im Überblick: Biologie und Besonderheiten

Der Siebenschläfer, wissenschaftlich Glis glis, ist der größte Vertreter der Familie der Bilche (Gliridae) in Europa. Entgegen der landläufigen Meinung, dass es sich um eine Mausart handelt, ist der Siebenschläfer eine eigenständige Spezies mit charakteristischen Merkmalen. Seine Körperlänge variiert zwischen 13 und 19 Zentimetern, ergänzt durch einen buschigen Schwanz, der mit etwa 12 bis 15 Zentimetern etwas kürzer als der Körper ist. Das Fell der Siebenschläfer ist auf dem Rücken graubraun gefärbt, oft mit einem dunklen Rückenstreifen, während der Bauch heller erscheint.

Diese nachtaktiven Tiere sind hauptsächlich in Süd- und Mitteleuropa beheimatet, was auch weite Teile Deutschlands einschließt. Sie bevorzugen warme Klimazonen und sind oft in Laub- und Mischwäldern zu finden, wo sie in Baumhöhlen und Erdverstecken leben. Im Vergleich zu vielen anderen Nagetieren können Siebenschläfer ein beachtliches Alter erreichen, manchmal sogar bis zu 7 Jahre. In freier Wildbahn liegt ihre Lebenserwartung typischerweise zwischen 2 und 3 Jahren, mit einem Körpergewicht von 70 bis 200 Gramm.

Rechtliche Aspekte der Siebenschläferhaltung in Deutschland

Ein essenzieller Punkt, der bei der Entscheidung für einen Siebenschläfer als Haustier in Deutschland beachtet werden muss, ist der Schutzstatus dieser Tiere. Siebenschläfer fallen unter das Bundesnaturschutzgesetz und sind gemäß der Bundesartenschutzverordnung als besonders geschützte Art eingestuft. Dies bedeutet, dass die Entnahme von Siebenschläfern aus der freien Natur streng verboten ist.

Die Haltung von Siebenschläfern ist nur erlaubt, wenn es sich um Nachzuchten aus genehmigter Zucht handelt und der Halter eine entsprechende Genehmigung besitzt. Es ist daher unerlässlich, sich vor der Anschaffung gründlich über die aktuellen rechtlichen Bestimmungen bei den zuständigen Behörden (z.B. der Unteren Naturschutzbehörde) zu informieren und nur Tiere von einem seriösen, zertifizierten Züchter zu erwerben, der die Herkunft der Tiere nachweisen kann. Dies gewährleistet nicht nur die Legalität der Haltung, sondern auch das Wohlergehen der Tiere.

Siebenschläfer als Haustier: Was Sie wissen müssen

Die Haltung von Siebenschläfern als Haustier erfordert ein tiefes Verständnis ihrer natürlichen Bedürfnisse und eine engagierte Pflege. Es sind äußerst interessante Geschöpfe, aber ihre spezifische Lebensweise macht sie nicht für jeden geeignet.

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Siebenschläfer sind nachtaktive Tiere. Das bedeutet, dass sie tagsüber schlafen und in den Abend- und Nachtstunden aktiv werden. Dies macht sie zu weniger idealen Haustieren für Kinder, die tagsüber mit ihren Tieren interagieren möchten. Ihre Aktivitätsphase fällt in die Zeit, in der die meisten Menschen schlafen.

Als soziale Tiere sollten Siebenschläfer niemals einzeln gehalten werden. In freier Wildbahn leben sie in kleinen, lockeren Gruppen. Idealerweise hält man eine Gruppe von mehreren Weibchen zusammen. Auch die Kombination eines kastrierten Männchens mit ein bis drei oder vier Weibchen kann gut funktionieren. Unkastrierte Männchen sollten aufgrund möglicher Revierkämpfe und Hierarchieprobleme nicht zusammen gehalten werden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Temperatur. Siebenschläfer bevorzugen ein warmes Klima, daher sollte die Gehegetemperatur möglichst nicht unter 15 °C fallen. Siebenschläfer ernähren sich gerne von saftigen Früchten, was dazu führt, dass sie relativ viel Urin ausscheiden. Auch der Kot kann je nach Ernährung eher klebrig sein. Eine gut saugende Einstreu ist daher ein absolutes Muss, um Hygiene und Wohlbefinden der Tiere zu gewährleisten.

Das Gehege für Siebenschläfer: Ein artgerechtes Zuhause gestalten

Siebenschläfer sind exzellente Kletterer und aktive Tiere, die viel Bewegung und Beschäftigung benötigen. Ein artgerechtes Gehege muss ihren natürlichen Verhaltensweisen wie Klettern, Graben und Verstecken gerecht werden. Für zwei Siebenschläfer ist ein geräumiges und hohes Gehege von mindestens 80 x 40 x 80 cm (L x B x H) erforderlich. Für jedes zusätzliche Tier sollten 20 % der Bodenfläche hinzugefügt werden.

Ein Terrarium ist aufgrund seiner Geschlossenheit und der besseren Temperatur- und Feuchtigkeitskontrolle oft die bessere Wahl als ein Gitterkäfig. Es ist jedoch entscheidend, dass das Terrarium eine ausreichende Belüftung bietet, idealerweise durch zwei Gitter (oben und unten), um einen Hitzestau zu vermeiden, insbesondere im Sommer bei Temperaturen über 25 °C.

Die Einrichtung des Geheges sollte vielfältig sein:

  • Kletterelemente: Viele Äste, Wurzeln, Seile und Korkröhren sind unverzichtbar, um den Kletterbedürfnissen der Tiere gerecht zu werden.
  • Versteckmöglichkeiten: Siebenschläfer sind Fluchttiere und brauchen zahlreiche Rückzugsorte. Mehrere Häuschen, Kokosnüsse, Röhren und Grasnester bieten Sicherheit. Mindestens ein Schlafhaus sollte groß genug sein, um die gesamte Gruppe aufzunehmen, da sie gerne zusammen schlafen. Zusätzliche Verstecke pro Tier sind ideal.
  • Grabemöglichkeiten: Obwohl sie viel klettern, graben Siebenschläfer in der Natur auch tiefe Erdhöhlen zum Überwintern. Eine dicke Schicht Bodendecker ermöglicht es ihnen, diesem Instinkt nachzugehen.
  • Beschäftigung: Hamsterscaping – die kreative und naturnahe Gestaltung des Geheges – kann auch für Siebenschläfer eine tolle Möglichkeit sein, ihre Umgebung zu erkunden und Langeweile vorzubeugen. Es geht darum, eine herausfordernde und abwechslungsreiche Umgebung zu schaffen, die ihren natürlichen Lebensraum nachahmt.

Die richtige Bodeneinstreu für Siebenschläfer

Aufgrund ihrer Ernährung und der damit verbundenen Ausscheidungen ist die Wahl der richtigen Bodeneinstreu für Siebenschläfer von großer Bedeutung. Die Einstreu muss gut saugfähig sein, um Feuchtigkeit und Gerüche effektiv zu binden. Eine ideale Höhe des Bodengrunds von etwa 15 cm ermöglicht den Tieren zudem das Futtersuchen und Graben.

Geeignete Materialien sind:

  • Baumwoll- und Hanffaser-Mischungen: Diese bieten eine hohe Saugfähigkeit und sind gleichzeitig weich und grabfähig.
  • Baumwoll- und Holzfaser-Mischungen: Eine weitere gute Option, die ähnliche Eigenschaften aufweist.
  • Holzfaser, Hanffaser und Heu: Eine Kombination dieser Materialien bietet nicht nur gute Saugfähigkeit, sondern das Heu dient den Tieren auch als natürliches Nistmaterial und zusätzliche Beschäftigung.
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Nestbau und Nistmaterial: Ein natürliches Bedürfnis

Siebenschläfer sind wahre Nestbauer, und dieses Verhalten ist ein wichtiger Teil ihres natürlichen Instinkts und Wohlbefindens. In der Wildnis verwenden sie Moos, Blätter und Zweige, um ihre Nester auszupolstern. Auch in Gefangenschaft sollten sie die Möglichkeit haben, ihre Schlaf- und Rückzugsorte weich und gemütlich zu gestalten.

Stellen Sie den Siebenschläfern daher immer ausreichend Nistmaterial zur Verfügung, etwa 15-25 Gramm pro Tier. Das Material sollte weich sein, Feuchtigkeit aufnehmen können und aus feinen Fasern bestehen, in denen sich die Tiere nicht verfangen können. Ideale Materialien hierfür sind Baumwolle, Hanf, unbedrucktes Toilettenpapier und Heu.

Fütterung von Siebenschläfern: Eine ausgewogene Ernährung

Siebenschläfer sind Allesfresser (Omnivoren), die sich in freier Wildbahn zwar überwiegend vegetarisch ernähren, aber auch tierisches Protein zu sich nehmen. Da es kein speziell auf Siebenschläfer zugeschnittenes Fertigfutter gibt, empfiehlt sich eine ausgewogene Mischung.

Als Basis kann ein hochwertiges Mäusefutter dienen, das mit folgenden Komponenten ergänzt wird:

  • Früchte: Siebenschläfer lieben Obst. Achten Sie darauf, Fruchtreste regelmäßig aus dem Gehege zu entfernen, da sie leicht verderblich sind und Schädlinge anziehen können.
  • Insektenmischung: Da sie in freier Wildbahn auch Insekten fangen oder Vogeleier plündern, ist die Zugabe einer Insektenmischung wichtig, um ihren Bedarf an tierischen Proteinen zu decken.
  • Samen, Nüsse, pflanzliche Kost und Kräuter: Diese bilden einen Großteil ihrer natürlichen Nahrung und sollten ebenfalls in der Ernährung berücksichtigt werden. Nüsse sind besonders beliebt und können auch als Belohnung beim Zähmen eingesetzt werden.

Es ist wichtig, die spezifischen Ernährungsbedürfnisse jedes Tieres zu verstehen, ob es sich um Nagetiere handelt, die hochwertige Proteinquellen benötigen, oder um andere Haustiere mit speziellen diätetischen Anforderungen. Eine bedarfsangepasste Tierernährung ist entscheidend für die Gesundheit.

Zahnpflege und Nagematerial

Wie alle Nagetiere haben Siebenschläfer ständig wachsende Schneidezähne. Um einer Überlänge oder Fehlstellung der Zähne vorzubeugen, ist es unerlässlich, ihnen ausreichend Nagemöglichkeiten anzubieten.

Rindenholz ist dabei die erste Wahl, da Siebenschläfer es besonders gerne annehmen. Das Benagen von Holz dient nicht nur der Zahnabnutzung, sondern auch der Beschäftigung. Selbst wenn die Zähne durch Futter, Heu oder andere Knabberartikel auf der richtigen Länge gehalten werden, ist es ratsam, stets natürliches Nagerholz im Gehege zur Verfügung zu stellen, damit die Tiere diesem natürlichen Bedürfnis jederzeit nachkommen können. Unzureichendes Nagen kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen, die tierärztliche Behandlungen erforderlich machen.

Vertrauen aufbauen: Siebenschläfer zähmen

Siebenschläfer sind von Natur aus freundliche und neugierige Tiere, können aber anfangs sehr scheu und flink sein. Es erfordert Geduld und Ruhe, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Besonders in den ersten Monaten sollten neue Bewohner mit größter Sorgfalt behandelt werden. Sie müssen sich zunächst in ihrem neuen Gehege sicher fühlen, bevor sie sich dem Menschen zuwenden.

Zwei junge Siebenschläfer in einem artgerecht eingerichteten Gehege, die neugierig ihre Umgebung erkunden.Zwei junge Siebenschläfer in einem artgerecht eingerichteten Gehege, die neugierig ihre Umgebung erkunden.

Um das Vertrauen aufzubauen:

  • Geben Sie den Tieren Zeit: Überstürzen Sie nichts. Beobachten Sie die Tiere zunächst in Ruhe.
  • Ruhiger Kontakt: Sprechen Sie leise mit den Tieren, um sie an Ihre Stimme zu gewöhnen.
  • Leckerlis aus der Hand: Das Anbieten von Leckerbissen, wie kleinen Nussstücken, aus der Hand ist oft eine effektive Methode, um das Vertrauen zu stärken.
  • Umgang: Sobald ein Siebenschläfer Vertrauen gefasst hat und auf die Hand kommt, können Sie feststellen, wie geschickt er dank seines langen Schwanzes das Gleichgewicht hält. Sie bewegen sich flink von einer Hand zur anderen oder zwischen den Fingern hindurch, was den Umgang mit ihnen oft einfacher macht als mit beispielsweise Rennmäusen oder Hamstern, die weniger geübte Kletterer sind.
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Der lange Winterschlaf: Eine Besonderheit der Siebenschläfer

Der Name “Siebenschläfer” ist Programm: Diese Tiere sind bekannt für ihren außergewöhnlich langen Winterschlaf, der sie zu wahren “Schlafmützen der Natur” macht. In freier Wildbahn ziehen sich Siebenschläfer von Oktober bis Mai in ihre Winterquartiere zurück. Sie verbringen somit bis zu sieben Monate des Jahres im Tiefschlaf.

Die Dauer des Winterschlafs kann variieren und wird von Umweltfaktoren wie der Verfügbarkeit von Nahrung beeinflusst. Wenn beispielsweise Buchen in einem Jahr wenig Bucheckern tragen, kann dies dazu führen, dass die Siebenschläfer nicht genügend Fettreserven für ihre Jungen anlegen können und bereits im Juli in den Winterschlaf übergehen. Dieser ausgedehnte Schlaf dient dem Überleben in Zeiten knapper Nahrung.

Fortpflanzung bei Siebenschläfern

Nach dem langen Winterschlaf, der etwa sieben Monate dauert, beginnt für die Siebenschläfer die Paarungszeit. Diese findet in der Regel von Juni bis August statt, wenn Weibchen und Männchen in der Wildnis zueinander finden. Bei einer erfolgreichen Paarung beträgt die Tragzeit etwa 31 Tage. Anschließend werden zwischen zwei und neun kleine, nackte Jungtiere geboren.

Siebenschläfer haben meist nur einen Wurf pro Jahr. Dies liegt daran, dass nach der Aufzucht der Jungen (Entwöhnungszeit beginnt ab Woche 4) nicht mehr genügend Zeit bleibt, um sich auf einen weiteren Wurf vorzubereiten und gleichzeitig die notwendigen Fettreserven für den anstehenden Winterschlaf anzulegen. Die Natur gibt hier einen klaren Rhythmus vor, der das Überleben der Art sichert.

MerkmalWert
Anzahl der Würfe1 pro Jahr
Wurfgröße2 – 9
Tragzeit31 Tage
Entwöhnungszeitab Woche 4

Fazit: Verantwortungsvolle Haltung eines einzigartigen Haustieres

Die Entscheidung, einen Siebenschläfer als Haustier zu halten, ist keine leichte und sollte wohlüberlegt sein. Diese faszinierenden Nagetiere, die ein natürlicher Bestandteil der deutschen Fauna sind, stellen durch ihre Nachtaktivität, ihren ausgeprägten Winterschlaf und ihren Schutzstatus besondere Anforderungen an ihre Halter. Eine artgerechte Haltung bedeutet, ihnen ein großes, kletterfreundliches Gehege mit vielfältigen Versteck- und Nistmöglichkeiten zu bieten, eine ausgewogene Ernährung sicherzustellen und ihre natürlichen Verhaltensweisen wie das Nagen und Graben zu ermöglichen.

Zudem ist die gesetzliche Lage in Deutschland nicht zu unterschätzen: Siebenschläfer stehen unter Naturschutz, und die Haltung ist nur unter strengen Auflagen und mit Tieren aus genehmigter Zucht erlaubt. Wer diese Herausforderungen jedoch bereit ist anzunehmen und sich gründlich informiert, kann in den Siebenschläfern einzigartige und liebenswerte Mitbewohner finden. Denken Sie immer daran: Das Wohl des Tieres steht an erster Stelle. Informieren Sie sich ausführlich bei Züchtern und Behörden, bevor Sie sich für diesen besonderen Weg entscheiden, um ein verantwortungsvoller Siebenschläfer-Halter zu werden.