Spaniens Frauenfußball: Von Aufstieg, Stars und Titeltraum

Aitana Bonmati während eines Spiels

Spanien, das Land der Sonne, des Flamencos und der weltbesten Fußballerinnen – zumindest laut FIFA-Weltrangliste. Die spanische Frauenfußballnationalmannschaft hat in den letzten Jahren einen beeindruckenden Aufstieg hingelegt und sich an die Spitze des Weltfußballs gesetzt. Doch dieser Erfolg ist kein Zufall, sondern das Ergebnis jahrelanger harter Arbeit, systematischer Förderung und der Entwicklung einzigartiger Talente. Das bevorstehende Finale der Nations League gegen Deutschland in Kaiserslautern ist nicht nur ein Kampf um den Titel, sondern auch ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Etablierung des spanischen Frauenfußballs auf höchstem Niveau.

Die Euphorie rund um das Team ist greifbar. Ein Blick auf die Huldigungen auf der Verbandshomepage zeigt, was die Spielerinnen für den spanischen Frauenfußball bedeuten: “Was diese Spielerinnen erreichen, ist etwas Beispielloses… Ihre Arbeit, ihre Ausdauer, ihr Einsatz, ihre Qualität, ihr Talent und ihre Magie mit dem Ball lassen uns glauben, dass das Unmögliche nicht unmöglich ist, sondern nur etwas mehr Mühe kostet.” Diese Worte spiegeln die tiefe Bewunderung und Hoffnung wider, die in der spanischen Fußballgemeinschaft für die Nationalmannschaft herrschen.

Das Ziel: Ein ausverkauftes Estadio Metropolitano

Die PR-Maschinerie läuft auf Hochtouren, um das Rückspiel im heimischen Estadio Metropolitano, das über 70.000 Zuschauern Platz bietet, zu einem vollen Erfolg zu machen. Während Atlético Madrid regelmäßig die Massen in seine beeindruckende Arena lockt, bleibt abzuwarten, ob auch ein Frauen-Länderspiel diese Anziehungskraft entfalten kann. Deutschland hat mit über 38.500 verkauften Tickets für das Hinspiel bereits einen hohen Maßstab gesetzt. Bei früheren Erfolgen, wie dem Gewinn des ersten spanischen Nations-League-Titels im Finale gegen Frankreich (2:0) in Sevilla, verfolgten immerhin 32.657 Fans das Spiel. Auch das Halbfinale gegen Schweden (4:0) in Malaga zog 30.044 Anhänger an. Spanien “La Roja” verdient sich zweifellos eine neue Rekordkulisse, denn kaum ein anderes Nationalteam vereint eine solch hohe spielerische Qualität mit so viel Unterhaltungswert.

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Aitana Bonmati während eines SpielsAitana Bonmati während eines Spiels

Aitana Bonmati, eine der prägenden Figuren im Mittelfeld der Spanierinnen, zeigt hier ihr Können.

Spaniens Aufstieg: Ein Mosaik aus Talent und System

Der kometenhafte Aufstieg Spaniens zur weltbesten Frauenfußballnationalmannschaft ist das Ergebnis einer konsequenten und systematischen Aufbauarbeit. Insbesondere der FC Barcelona hat hierbei eine Schlüsselrolle gespielt, indem er die erfolgreichen Stilelemente des “Tiki-Taka” auf den Frauen- und Mädchenfußball übertrug. Dieser Ansatz, der auf Ballbesitz, Kurzpassspiel und kreative Spielzüge setzt, hat eine neue Generation von Spielerinnen hervorgebracht, die technisch brillant und taktisch versiert sind. Auch bei vergangenen Europameisterschaften zeigte kein anderes Team einen so attraktiven Spielstil. Einzig die Turbulenzen um die Trainerpositionen drohten, die positive Entwicklung zu trüben. Die Trainerin Montserrat Tomé, einst Assistentin und Vertraute von Jorge Vilda, stand von Beginn an unter kritischer Beobachtung vieler Spielerinnen.

Nach dem WM-Titel 2023 musste Jorge Vilda im Zuge des Kuss-Skandals um den ehemaligen Verbandspräsidenten Luis Rubiales seinen Posten räumen. Kurz darauf wurde auch Tomé nach der Niederlage im EM-Finale gegen England (1:3 i.E.) entlassen. Die neue Hoffnungsträgerin ist Sonia Bermúdez, die selbst 61 Länderspiele für Spanien bestritt. Sie hat sich dem offensiven und technisch geprägten Spielstil verschrieben, um die führende Rolle des Teams weiter auszubauen.

Putellas und Bonmati: Das Herz des spanischen Spiels

Das Mittelfeld ist das pulsierende Zentrum des spanischen Spiels, dominiert von herausragenden Spielerinnen wie Alexia Putellas. Die zweifache Weltfußballerin (2021 und 2022) hat sich eindrucksvoll von einem Kreuzbandriss zurückgekämpft und bewies ihre Extraklasse mit zwei Toren im Halbfinale gegen Schweden. Zusammen mit Aitana Bonmati, Weltfußballerin 2023, bildet sie ein kongeniales Duo, das den Rhythmus des Spiels bestimmt. Bonmati war es auch, die im EM-Finale gegen Deutschland den entscheidenden Treffer erzielte.

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Um gegen dieses technisch versierte und spielstarke Team bestehen zu können, bedarf es eines körperbetonten Pressings und einer hohen Konzentration – eine Taktik, die den Engländerinnen phasenweise im EM-Finale gelang. Deutschland wird gut daran tun, die spanische Dominanz nicht zu unterschätzen, auch wenn die Vergangenheit gezeigt hat, dass Siege gegen Angstgegner manchmal zu einer gewissen Selbstgefälligkeit führen können. Bundestrainer Christian Wück weiß um die Stärken des spanischen Teams unter der neuen Trainerin Sonia Bermúdez: “Im Großen und Ganzen hat sich der Stil nicht verändert. Sie wollen den Ball haben, mit Kurzpassspiel in die Räume kommen. Das Spiel hat sich nicht groß verändert.” Er erwartet von der Partie gegen den Weltranglistenersten wertvolle Erkenntnisse, unabhängig vom Ergebnis.