Spinne als Haustier: Ihr umfassender Ratgeber für Kauf und Haltung

Rote Chile-Vogelspinne in ihrem Terrarium während der Häutung, ein wichtiger Aspekt der Spinnenpflege.

Der Gedanke, sich eine Spinne Als Haustier anzuschaffen, ist für viele faszinierend. Doch insbesondere bei Vogelspinnen sollten Sie sich bewusst sein, dass diese beeindruckenden Achtbeiner ein beachtliches Alter von bis zu 30 Jahren erreichen können. Diese Langlebigkeit erfordert eine langfristige Verpflichtung und vor allem fachkundige Pflege sowie eine artgerechte Fütterung. Bevor Sie den Schritt wagen, ist eine gründliche Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen dieser außergewöhnlichen Tiere unerlässlich. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, um sich umfassend zu informieren und eine wohlüberlegte Entscheidung zu treffen.

Tasten Sie sich langsam an das Thema heran und recherchieren Sie ausführlich über die spezifischen Ansprüche der verschiedenen Spinnenarten. Der Austausch mit erfahrenen Spinnenhaltern kann Ihnen wertvolle Einblicke in den Alltag mit diesen Tieren geben und praktische Tipps liefern. Seriöse Züchter sind ebenfalls eine hervorragende Informationsquelle und können Ihnen bei der Auswahl des passenden Tieres behilflich sein. Auch wenn einige Spinnenarten als relativ anspruchslos gelten, sind sie als Haustiere vollständig auf Ihre sachkundige Fürsorge angewiesen. Werden Sie zum Spinnen-Experten, bevor Sie sich endgültig für einen achtbeinigen Mitbewohner entscheiden, und investieren Sie in entsprechende Fachliteratur. Dies ist der erste Schritt zu einer verantwortungsvollen Spinnenhaltung und trägt maßgeblich zum Wohlergehen Ihres zukünftigen schöne Haustiere bei.

Verantwortungsvoll handeln: Nachzuchten statt Naturentnahmen

Ein entscheidender Aspekt beim Kauf einer Spinne als Haustier ist die Herkunft des Tieres. Kaufen Sie keinesfalls Spinnen, die in der Natur eingefangen wurden, sogenannte “Naturentnahmen”. Diese Tiere haben oft einen extrem stressigen Transport und einen langen Leidensweg hinter sich. Sie können bereits todkrank sein, bevor sie überhaupt in Ihr Terrarium einziehen, und sind anfällig für Krankheiten und Parasiten. Setzen Sie stattdessen auf Nachzuchten von seriösen Züchtern, um die Gesundheit und das Wohlergehen Ihres Tieres zu gewährleisten und Wildpopulationen zu schützen.

Hören Sie sich verschiedene Expertenmeinungen an. Viele Fachleute kritisieren, dass die Beratung in herkömmlichen Zoogeschäften oft mangelhaft ist und nicht immer den komplexen Anforderungen der Spinnenhaltung gerecht wird. Suchen Sie den Kontakt zu erfahrenen Spinnenkundlern, auch Arachnologen genannt, oder treten Sie Spinnenforen und -gruppen bei, um fundierte Informationen zu sammeln und von den Erfahrungen anderer zu profitieren.

Die gesetzlichen Regelungen zur Haltung von exotischen Tieren, einschließlich Spinnen, sind in Deutschland nicht bundesweit einheitlich. Während einige Bundesländer wie Bayern oder Berlin relativ strenge Auflagen für die Haltung exotischer und giftiger Tiere haben, gibt es in anderen, wie Nordrhein-Westfalen, oft gar keine spezifischen Vorschriften. Um auf der sicheren Seite zu sein und mögliche rechtliche Konsequenzen zu vermeiden, sollten Sie sich unbedingt mit dem örtlichen Veterinäramt in Verbindung setzen. Klären Sie dort Ihren Einzelfall und informieren Sie sich über die spezifischen Bestimmungen in Ihrer Region, bevor Sie eine Spinne kaufen.

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Die richtige Wahl: Achtbeiner mit überschaubaren Ansprüchen für Anfänger

Wenn die Entscheidung für eine Spinne als Haustier gefallen ist, steht die Frage nach der passenden Art im Vordergrund. Vogelspinnen beeindrucken oft durch ihre Größe und ihr exotisches Aussehen. Als Anfänger in der Spinnenhaltung sollten Sie sich jedoch nicht allein vom Äußeren leiten lassen. Priorität sollte die Wahl einer Art haben, die nicht zu aggressiv ist und kleinere Haltungsfehler verzeiht.

Tiere aus Afrika und Asien sind aufgrund ihres oft komplexeren Verhaltens und ihrer Giftigkeit für Einsteiger in der Regel ungeeignet. Konzentrieren Sie sich stattdessen auf Arten, die für ihre friedliche Natur und Robustheit bekannt sind. Bedenken Sie auch, dass die Anschaffungskosten für die Spinne selbst oft überschaubar sind, die Ausstattung eines artgerechten Terrariums samt Zubehör jedoch eine erhebliche Investition darstellen kann. Sparen Sie hier nicht am falschen Ende, denn eine angemessene Umgebung ist entscheidend für das Wohlbefinden und die Gesundheit Ihrer Vogelspinne.

Die Rote Chile-Vogelspinne: Ein friedlicher Begleiter

Die Rote Chile-Vogelspinne (Grammostola rosea) ist mit einer Größe von fünf bis sechs Zentimetern ein Klassiker für Spinnenanfänger. Sie gilt als weitgehend friedlich und robust, was sie zu einem idealen Kandidaten für den Einstieg in die Spinnenhaltung macht. Allerdings erfordert dieses kupferrote, behaarte Exemplar etwas Geduld, da sie sehr langsam wächst und längere Fresspausen einlegen kann.

Für die Haltung einer Roten Chile-Vogelspinne ist ein Terrarium mit den Maßen 30 x 30 x 30 Zentimeter ausreichend. Der Bodengrund sollte fünf bis zehn Zentimeter hoch sein. Eine Mischung aus Kokosfasern und Erde eignet sich besonders gut, aber auch ungedüngte Blumenerde oder spezielle Terrarienerde kann verwendet werden. Eine kleine Stelle im Terrarium darf feucht gehalten werden; ein separater Wassernapf hat sich als unkomplizierte Lösung erwiesen. Bieten Sie Ihrer Spinne ein Stück Korkrinde als Versteckmöglichkeit an. Junge Spinnen graben sich zudem gerne eigene Gänge als Unterschlupf in den Boden. Die Fütterung erfolgt mit Insekten, wobei größere Exemplare auch nestjunge Mäuse vertilgen können. Während der Häutung sollten Sie generell keine Vogelspinnen füttern, da die Tiere in dieser Zeit vollkommen schutzlos sind und von Futtertieren angefressen werden könnten.

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Rote Chile-Vogelspinne in ihrem Terrarium während der Häutung, ein wichtiger Aspekt der Spinnenpflege.Rote Chile-Vogelspinne in ihrem Terrarium während der Häutung, ein wichtiger Aspekt der Spinnenpflege.

Die Rotfußvogelspinne: Ein Kletterkünstler mit Ansprüchen

Auch die Rotfußvogelspinne (Avicularia avicularia) erfreut sich großer Beliebtheit unter Spinnenfans. Sie ist als friedliches Tier bekannt, das jedoch etwas mehr Aufmerksamkeit und spezifische Haltungsbedingungen fordert als die Rote Chile-Vogelspinne. Bedenken Sie, dass weibliche Rotfußvogelspinnen bis zu 15 Jahre alt werden können.

Da es sich um eine Baumvogelspinne handelt, ist ein hohes Terrarium unerlässlich, mit einer Mindesthöhe von 40 Zentimetern. Die Spinne benötigt zahlreiche Klettermöglichkeiten. Eine Kombination aus Ästen und stabilen Grünpflanzen ist ideal. Eine geeignete Unterschlupfmöglichkeit sollte ebenfalls eingeplant werden. Die ursprünglich aus Mittel- und Südamerika stammende Rotfußvogelspinne bevorzugt ein feuchtes Klima. Der ungedüngte Blumenerde-Bodengrund sollte daher stets leicht feucht gehalten werden. Das Auslegen des Bodens mit Moos hilft zusätzlich, die Feuchtigkeit zu bewahren. Tagsüber sollte die Temperatur zwischen 27 und 30 Grad Celsius liegen, nachts genügen 21 bis 24 Grad. Die Rotfußvogelspinne wird einmal pro Woche gefüttert. Heimchen, Heuschrecken und Schaben werden von dieser Spinnenart besonders gerne angenommen. Es ist ratsam, Futtertiere im Zoofachhandel zu kaufen, um sicherzustellen, dass keine Krankheiten oder Parasiten übertragen werden.

Die Mexikanische Rotknie-Vogelspinne: Schönheit und Langlebigkeit

Die Mexikanische Rotknie-Vogelspinne (Brachypelma smithi) ist nicht nur aufgrund ihres auffälligen Aussehens besonders schön, sondern auch für Anfänger gut geeignet. Sie gilt als gutmütig und verzeiht kleinere Haltungsfehler. Bevor Sie sich jedoch für diese Art entscheiden, sollten Sie wissen, dass die Weibchen der Mexikanischen Rotknie-Vogelspinne bis zu 30 Jahre alt werden können. Das bedeutet eine weitaus längere Pflegeverantwortung als beispielsweise für viele andere schöne Haustiere wie einen Wellensittich oder selbst eine Birma Katze. Ihren Namen verdankt die Spinne ihren charakteristischen rötlichen Kniegelenken, die sich deutlich vom sonst schwarzen Körper abheben.

Für eine möglichst artgerechte Haltung ist ein Terrarium mit mindestens 30 Zentimetern Kantenlänge erforderlich. Ein zehn Zentimeter dicker Bodengrund ist ein Muss, da die Mexikanische Rotknie-Vogelspinne sich besonders gerne eingräbt. Lehmerde, vermischt mit Sand, eignet sich hervorragend, da sie der Spinne ermöglicht, stabile Höhlen und Gänge zu bauen, die nicht sofort wieder einstürzen.

Die faszinierende Mexikanische Rotknie-Vogelspinne, eine beliebte Spinne als Haustier für Anfänger.Die faszinierende Mexikanische Rotknie-Vogelspinne, eine beliebte Spinne als Haustier für Anfänger.

Generell sollte der Bodengrund im Terrarium trocken gehalten werden, eine Ecke darf jedoch immer leicht feucht sein. Als Unterschlupf bevorzugt auch die Mexikanische Rotknie-Vogelspinne eine Korkröhre. Achten Sie bei der Größe darauf, dass Ihre Spinne genau hineinpasst. Eine zu kleine Röhre würde Unbehagen verursachen, während eine zu große möglicherweise gar nicht erst als Versteck angenommen wird. Wenn Sie Pflanzen in das Terrarium setzen möchten, wählen Sie solche ohne Dornen oder Stacheln, um Verletzungen zu vermeiden. Künstliche Pflanzen sind oft eine gute Alternative, da sie bei dieser Spinnenart primär der optischen Verschönerung dienen. Auch die Mexikanische Rotknie-Vogelspinne begnügt sich mit Heimchen, Grillen und Heuschrecken als Nahrung. In freier Wildbahn frisst sie gelegentlich auch Echsen oder sogar Artgenossen, was bei guter Pflege im Terrarium jedoch nicht vorkommen sollte.

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Spinnen sind keine Kuscheltiere

Auch wenn der Reiz groß ist, Ihr Tier aus dem Terrarium zu nehmen und auf der Hand zu halten: Spinnen sind generell keine Tiere zum Kuscheln und Spielen. Am liebsten haben es die achtbeinigen Krabbeltiere, wenn man sie in ihrem Terrarium in Ruhe lässt und sich nur zum Füttern blicken lässt. Sie sind keine süße Haustiere zum Kuscheln, sondern benötigen Respekt und eine ruhige Umgebung.

Jeder unnötige Kontakt löst bei Ihrer Vogelspinne Stress aus. Dies kann dazu führen, dass die Vogelspinne einen Warnschuss abgibt und mit den Brennhaaren an ihrem Hinterleib schießt. Im Extremfall kann sie sogar beißen. Falls Sie Ihre Vogelspinne doch einmal auf die Hand nehmen wollen, gehen Sie äußerst vorsichtig vor. Halten Sie eine Hand vor die Spinne und schieben Sie mit der anderen langsam den Spinnenkörper vorwärts. Achten Sie unbedingt darauf, dass die Spinne nicht herunterfällt. Besonders bei bodenbewohnenden Spinnen kann ein Sturz aus geringer Höhe bereits tödlich sein.

Fazit: Verantwortungsvolle Spinnenhaltung für Faszination ohne Reue

Die Anschaffung einer Spinne als Haustier ist eine spannende Entscheidung, die jedoch mit großer Verantwortung einhergeht. Von der Wahl einer geeigneten Nachzucht bis zur artgerechten Terrariengestaltung und sorgfältigen Pflege – jeder Schritt ist entscheidend für das Wohlergehen Ihres achtbeinigen Mitbewohners. Informieren Sie sich umfassend, tauschen Sie sich mit Experten aus und respektieren Sie die natürlichen Bedürfnisse dieser faszinierenden Tiere. Bedenken Sie die Langlebigkeit vieler Vogelspinnenarten und die Notwendigkeit konstanter Fürsorge. Wenn Sie diese Aspekte berücksichtigen, steht einer bereichernden Erfahrung mit Ihrer Spinne als Haustier nichts im Wege. Machen Sie sich bereit für eine Haltung, die weniger auf Interaktion und mehr auf Beobachtung und Respekt basiert – eine Haltung, die Ihnen die einzigartige Welt der Spinnen näherbringt.


(Erstveröffentlichung 2008. Letzte Aktualisierung 22.07.2019)