Kryptowährungen und SWIFT: Wie Russland Finanzsanktionen umgehen könnte

SWIFT-Logo auf Smartphone mit digitalem Zahlungsverkehr

Ein Ausschluss Russlands aus dem internationalen Banken-Kommunikationsnetzwerk SWIFT gilt als scharfes Schwert im Arsenal der Finanzsanktionen. Doch Experten schätzen, dass dies mittel- und langfristig nicht zu einer vollständigen finanziellen Isolation führen muss. Das Schlagwort Swift Kryptowährung rückt in diesem Kontext zunehmend in den Fokus, da digitale Währungen theoretisch als Ausweichmöglichkeiten dienen könnten.

Philipp Sandner, Wirtschaftswissenschaftler an der renommierten Frankfurt School of Finance & Management und einer der führenden Experten für Digitalwährungen in Deutschland, sieht zwei primäre theoretische Alternativen für Russland. Zum einen könnten klassische Kryptowährungen genutzt werden. Zum anderen bestünde die Möglichkeit, das Land an die aufstrebende chinesische Digitalwährung e-Yuan (eCNY) anzubinden. Kurzfristig mögen diese Optionen noch eher spekulativer Natur sein, doch mittelfristig könnten sich die Gegebenheiten gravierend ändern. Sandner betont, dass “in einem Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten viel bewegt werden kann, auch wenn eine Umsetzung nicht in wenigen Tagen möglich ist.”

Die internationale Finanzwelt blickt gespannt auf diese Entwicklungen, denn die Fähigkeit, Finanzströme unabhängig von traditionellen Systemen zu lenken, könnte die Wirksamkeit zukünftiger Sanktionen erheblich beeinflussen. Um mehr über die Rolle digitaler Assets in Konfliktgebieten zu erfahren, lesen Sie auch unseren Artikel über russische kryptowährung.

SWIFT-Logo auf Smartphone mit digitalem ZahlungsverkehrSWIFT-Logo auf Smartphone mit digitalem Zahlungsverkehr

Der Digitale Yuan (e-CNY): Chinas Antwort auf traditionelle Zahlungssysteme

Der digitale e-Yuan, der von China insbesondere im Rahmen der Olympischen Winterspiele eingeführt wurde, stellt eine weitere, potenziell mächtige Alternative dar. Allerdings sieht Sandner hier höhere Hürden für eine russische Anbindung. Bislang fokussierte sich der digitale e-Yuan primär auf den Zahlungsverkehr innerhalb Chinas. Eine umfassende Integration und Anbindung ausländischer Personen und Unternehmen stand bislang nicht im Vordergrund der chinesischen Strategie. Sollte Russland jedoch ernsthaft versuchen, sich an den e-Yuan anzudocken, würde dies eine signifikante Verschiebung in der internationalen Finanzlandschaft bedeuten und Chinas geopolitischen Einfluss stärken.

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Kryptowährungen als Umgehung von Finanzsanktionen

Die Nutzung von Kryptowährungsplattformen zur Wertübertragung ist seit Jahren etabliert. Dies gilt nicht nur für bekannte Größen wie Bitcoin und Ethereum, sondern auch für sogenannte Stablecoins. Diese digitalen Währungen sind fest an den Wert etablierter Fiat-Währungen, meist des US-Dollars, gekoppelt – Beispiele hierfür sind Tether (USDT), USD Coin von Circle oder PAX. Solche Stablecoins bieten eine höhere Wertstabilität im Vergleich zu volatileren Kryptowährungen und könnten daher für den Handel und die Wertübertragung attraktiver sein.

Der Transfer, auch großer Summen, funktioniert technisch reibungslos. Allerdings wird die Welt der Kryptowährungen bisher vor allem von technikaffinen Individuen dominiert, die in der Regel nur einen kleinen Teil der Gesamtbevölkerung ausmachen. Unternehmen und traditionelle Finanzinstitutionen sind hingegen tief im etablierten SWIFT-System verwurzelt und verfügen kaum über Erfahrungen mit Bitcoin & Co. Dies stellt eine erhebliche Hürde für eine großflächige Adoption als alternativem Zahlungssystem dar.

Digitaler Yuan Logo auf Display mit chinesischem HintergrundDigitaler Yuan Logo auf Display mit chinesischem Hintergrund

Können Sanktionen durch Krypto wirklich umgangen werden?

Ross S. Delston, ein ausgewiesener Experte für die Einhaltung von Anti-Geldwäsche-Vorschriften (AML), vermutet, dass Russland sich bereits seit längerer Zeit auf mögliche Finanzsanktionen vorbereitet hat. Er äußerte im US-Fernsehsender CNN die Einschätzung, dass Russland “praktisch alle Sanktionen umgehen” könnte, wenn es sich dazu entschließt, ausschließlich Kryptowährungen zu nutzen. Gleichwohl warnt Delston vor falschen Vorstellungen: Es sei keineswegs einfach, sämtliche Dollar-Vermögen in Bitcoin umzuschichten, um Sanktionen zu umgehen. Insbesondere der Kauf großer Güter und Dienstleistungen sei mit Kryptowährungen derzeit schwierig zu bewerkstelligen. Die Liquidität und die Akzeptanz für solche Transaktionen sind noch nicht auf dem Niveau, das für eine vollständige Ablösung traditioneller Finanzsysteme erforderlich wäre.

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Dennoch zeigen diese Diskussionen die wachsende Bedeutung und das Potenzial von digitalen Währungen als Alternative in globalen Finanzstrategien. Eine tiefere Betrachtung der Vernetzung und Möglichkeiten digitaler Assets finden Sie unter link kryptowährung.

Bitcoin-Symbol vor russischer FlaggeBitcoin-Symbol vor russischer Flagge

Die Rolle Europas: Ein Plädoyer für besseres Blockchain-Verständnis

Angesichts dieser komplexen Entwicklungen appelliert Philipp Sandner eindringlich an die europäische Politik, sich intensiver mit der Blockchain-Technologie auseinanderzusetzen. Er kritisiert das mangelnde Verständnis auf politischer Ebene in Europa für die weitreichenden Veränderungen, die sich in diesem Sektor vollziehen – sei es im Zusammenhang mit Bitcoin oder dem digitalen e-Yuan. Dieses Informationsdefizit birgt seiner Meinung nach erhebliche Gefahren, da es eine adäquate Reaktion und den richtigen Umgang mit den neuen Realitäten verhindert.

Ein fundiertes Verständnis der Blockchain-Technologie und digitaler Währungen ist entscheidend, um die geopolitischen und wirtschaftlichen Auswirkungen einschätzen, geeignete Regulierungen entwickeln und die eigene Position im globalen Finanzsystem sichern zu können. Nur so kann Europa proaktiv agieren, anstatt auf externe Entwicklungen lediglich zu reagieren.

Fazit und Ausblick

Der Ausschluss Russlands aus dem SWIFT-Netzwerk hat die Debatte um die Rolle von Kryptowährungen und digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs) wie dem e-Yuan als potenzielle Alternativen massiv befeuert. Während kurzfristige Umgehungen von Sanktionen durch swift kryptowährung und e-Yuan noch mit erheblichen Hürden verbunden sind, deutet die Expertenmeinung auf eine mögliche Verschiebung in der Finanzlandschaft hin. Mittel- bis langfristig könnten diese digitalen Assets eine größere Rolle spielen, die traditionelle Finanzstrukturen herausfordert. Für Europa ist es unerlässlich, das Verständnis für Blockchain und digitale Währungen zu vertiefen und eigene strategische Antworten zu entwickeln, um in einer sich wandelnden Welt handlungsfähig zu bleiben. Der digitale Wandel ist nicht aufzuhalten, und die Politik muss lernen, ihn aktiv mitzugestalten.

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