Turnen am Barren: Techniken, Übungen und die richtige Auswahl

Turner führt eine Übung am Parallelbarren aus

Turner führt eine Übung am Parallelbarren ausTurner führt eine Übung am Parallelbarren aus

Das Turnen Am Barren ist eine faszinierende Disziplin des Geräteturnens, die eine einzigartige Mischung aus Kraft, Eleganz und Präzision erfordert. Ob im Rahmen des Schulsports oder im Leistungsturnen eines Vereins, die Arbeit an diesem vielseitigen Gerät schult Körperbeherrschung und Koordination. Während Grundübungen im Schulsport oft fester Bestandteil der Lehrpläne sind und wertvolle motorische Fähigkeiten fördern, ermöglicht der Vereinssport eine tiefere Spezialisierung und das Erlernen komplexer Elemente. Historisch gesehen wurde der Parallelbarren primär für Männer konzipiert, während Frauen traditionell am Stufenbarren turnen. Doch die grundlegenden Prinzipien der Körperspannung und des Schwungs sind in beiden Disziplinen von zentraler Bedeutung.

Was ist ein Parallelbarren?

Stabiler Parallelbarren mit höhenverstellbaren Holmen für das GeräteturnenStabiler Parallelbarren mit höhenverstellbaren Holmen für das Geräteturnen

Der Parallelbarren, oft einfach als Barren bezeichnet, besteht aus einer robusten Grundkonstruktion, die zwei parallele Barrenholme aus Holz trägt. Diese Holme sind essenziell für die Ausführung der Übungen und müssen höchste Belastungen aushalten. Die optimale Höheneinstellung ist dank einer integrierten Klemmvorrichtung einfach anzupassen und variiert je nach spezifischem Modell und Verwendungszweck.

Übliche Höheneinstellungen je nach Barrentyp:

  • Jugendbarren: Ideal für jüngere Turner und den Einstieg im Schulsport, mit einer Höhe von 120 – 180 cm.
  • Wettkampfbarren / Männerbarren: Konzipiert für fortgeschrittene und erwachsene Turner, oft in Wettkämpfen eingesetzt, mit einem Bereich von 140 – 210 cm.
  • Mehrzweckbarren: Bietet eine breite Spanne von 130 – 180 cm oder sogar 130 – 230 cm, was ihn besonders flexibel für verschiedene Alters- und Leistungsstufen macht.

Die Qualität der Barrenholme ist entscheidend für die Sicherheit und Leistung der Turner. Für den täglichen Trainings- und Schulbetrieb sind Schichtholzholme, die durch spezielle Leimverfahren gefertigt werden, vollkommen ausreichend. Sie absorbieren Krafteinwirkungen ideal und ermöglichen ein dynamisches Rückschwungverhalten. Für höhere Leistungsklassen und Wettkampfanforderungen sind jedoch Holme mit einer zusätzlichen Stahlkabel- oder GFK-Einlage (glasfaserverstärkter Kunststoff) empfehlenswert, da sie eine noch höhere Stabilität und Bruchfestigkeit gewährleisten.

Welche Übungen gibt es beim Barrenturnen?

Das Barrenturnen umfasst eine Vielzahl an Übungen, die von grundlegenden Haltepositionen bis zu komplexen Schwung- und Flugelementen reichen. Hier sind einige der wichtigsten Elemente, die die Vielfalt dieser Disziplin aufzeigen:

1. Grätschsitz am Barren

Der Grätschsitz ist eine stabile Grundposition. Um ihn zu erreichen, streckt und spreizt der Turner seine Beine am höchsten Punkt eines Vorschwungs maximal. Die gespreizte Position sorgt für einen sicheren Sitz, wobei der Körper aufrecht und senkrecht ohne Vor- oder Rückneigung zwischen den Holmen positioniert ist. Die Hände halten dabei fest an den Holmen.

2. Außenquersitz am Barren

Beim Außenquersitz nimmt der Turner auf einer der Holmseiten Platz. Dabei ist ein Bein gestreckt nach hinten geführt, während das andere Bein um mindestens 90 Grad angewinkelt vor dem Körper liegt. Diese Position schult das Gleichgewicht und die Rumpfstabilität.

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3. Schwingen am Barren

Das Schwingen bildet die Basis vieler Barrenübungen und erfolgt im Stütz, das heißt, der Körper wird mit gestreckten Armen vor- und zurückgeschwungen. Beim Vorschwung ist die Hüfte in der Endposition leicht angewinkelt. Beim Rückschwung wird der Körper vollständig gestreckt und erreicht in der Endphase oft eine leichte Überstreckung. Die Bewegung des Rückschwungs endet typischerweise auf Schulterhöhe.

4. Schwingen zum Handstand

Diese anspruchsvolle Übung baut auf dem normalen Schwingen auf. Nach einem kraftvollen Vorschwung wird der Körper über die Rückschwungbewegung weiter nach oben in die Handstandposition gebracht. Ein sicherer Handstand auf dem Boden ist hierfür eine unabdingbare Voraussetzung, um die nötige Kontrolle und Körperspannung zu gewährleisten.

5. Oberarmstand am Barren

Der Oberarmstand kann sowohl aus dem Grätschsitz als auch aus einem Rückschwung heraus geturnt werden. In der Endposition ist der Körper des Turners senkrecht und gestreckt, die Beine sind geschlossen. Die Schultern liegen dabei auf den Barrenholmen auf, während die Ellbogen nach außen zeigen. Es ist ein Element, das hohe Kraft und Kontrolle erfordert.

6. Rolle rückwärts am Barren

Die Rolle rückwärts ist eine fließende Bewegung, die den Oberarmstand durchläuft. Aus dem Oberarmstand löst der Turner den Griff, um in den Vorschwung im Oberarmhang zu gelangen. Kurz bevor der Vorschwung seine höchste Position erreicht, greifen die Hände wieder die Holme. Die Beine werden über die Vorschwungposition weiter in die Senkrechte geführt. Bevor die Senkrechte erreicht wird, lösen sich die Arme, und der gesamte Bewegungsablauf kann von vorne beginnen.

7. Stemme vorwärts und rückwärts

Die Stemme wird aus dem Vor- oder Rückschwung im Oberarmstand geturnt. Sobald die Beine die Höhe der Holme passiert haben, erfolgt eine explosive Stemmbewegung mit den Armen, die den Turner in die Stützposition bringt. Entscheidend ist, dass die Stemmbewegung genau dann einsetzt, wenn die Schultern direkt über den Händen positioniert sind, um maximale Kraftübertragung zu ermöglichen.

8. Oberarmkippe am Barren

Die Oberarmkippe ist eine Erweiterung des Kippelementes, an das sich meist ein Schwingen anschließt. Aus dem Vorschwung werden die Oberarme kontrolliert auf den Holmen abgelegt, wodurch die Kippe eingeleitet wird. Dabei ist es wichtig, die Beine parallel zum Boden auszurichten und den Kopf so nah wie möglich an die Beine zu bringen. Nach dieser Kipplage stoßen die Beine kraftvoll nach oben-vorne, während gleichzeitig eine Stemmbewegung mit den Armen erfolgt, um den Körper aufzurichten.

9. Fallkippe am Barren

Die Fallkippe beginnt mit einem Pendeln im Sturzhang, einer Position unterhalb der Holme. In dieser Phase sind die Beine parallel zum Boden und der Kopf nahe an den Beinen. Beim Rückpendeln öffnet sich die Hüfte explosiv, und die Beine stoßen dynamisch nach vorne oben. Gleichzeitig zu dieser Stoßbewegung erfolgt eine Stemmbewegung der Arme, die den Turner in die stabile Stützposition bringt.

10. Wende zum Niedersprung

Die Wende ist ein Abgangselement, bei dem der Turner mit dem Bauch zu den Holmen ausgerichtet ist. Aus einem Rückschwung erfolgt eine Verlagerung des Körpergewichts zur Seite, sobald der Körper oberhalb der Holme ist. Die Arme bleiben dabei gestreckt, und die Landung erfolgt kontrolliert seitlich neben dem Barren.

11. Kehre zum Niedersprung

Die Kehre ist ebenfalls ein Abgang, bei dem der Rücken des Turners den Holmen zugewandt ist. In der Vorschwungbewegung wird das Gewicht zur Seite verlagert, sodass der Körper über einen Holm hinweg in den Stand neben dem Barren gelangen kann. Auch hier ist es entscheidend, dass die Arme während des gesamten Abgangs gestreckt bleiben, um eine sichere Landung zu gewährleisten.

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Welche Barrenturnen Übungen sind für den Einstieg im Schulsport empfehlenswert?

Schüler übt Handstand am Barren im Sportunterricht mit Unterstützung eines LehrersSchüler übt Handstand am Barren im Sportunterricht mit Unterstützung eines Lehrers

Für das Barrenturnen sind grundlegende Fähigkeiten wie Kraft, Körperspannung und Koordination unerlässlich. Besonders im Schulsport ist der Einstieg in diese Disziplin oft eine Herausforderung, da viele Schüler zu Beginn einen natürlichen Respekt vor dem Turngerät haben. Um einen erfolgreichen und sicheren Start zu ermöglichen und eine solide Basis für zukünftige Übungskombinationen zu schaffen, sollten zunächst einfache und gut kontrollierbare Übungen ausgewählt werden. Die folgenden Elemente eignen sich hervorragend für den Einstieg in das Geräteturnen am Barren und sind optimal ab der 5. Klasse einsetzbar:

1. Schwingen im Stütz

Diese Übung ist ein Basiselement und unerlässlich, um ein Gefühl für das Gerät und die eigene Körperkontrolle zu entwickeln. In einer optimalen Stützposition ist der gesamte Körper gestreckt und angespannt. Es ist wichtig, die Arme während des Schwingens durchgestreckt zu lassen, um eine flüssige und effektive Schwungabfolge zu ermöglichen.

2. Vorschwung in den Grätschsitz

Diese Übung baut direkt auf der Basistechnik des Schwingens auf. Beim Vorschwung wird die Hüfte auf Schulterhöhe gebracht. In der darauffolgenden Abwärtsbewegung öffnen sich die gestreckten Beine oberhalb der Barrenholme zu einer Grätschposition. Beim Kontakt mit den Barrenholmen nehmen sowohl die Beine als auch die Arme eine gestreckte Position ein. Der Rücken bleibt gerade und durchgestreckt, was die korrekte Körperhaltung schult.

3. Außensitz

Sobald die Schüler die Bewegungsabfolge des Vorschwungs in den Grätschsitz sicher beherrschen, kann diese Übung als Erweiterung eingeführt werden. Der Vorschwung wird wie gewohnt ausgeführt (Hüfte auf Schulterhöhe). Bei der Abwärtsbewegung werden dann beide Beine kontrolliert über einen Barrenholm nach außen geführt, sodass der Turner in einer stabilen Sitzposition auf dem Barrenholm landet. Die korrekte Ausführung zeichnet sich durch ein gestrecktes hinteres Bein und ein um 90 Grad angewinkeltes vorderes Bein aus, während der Oberkörper aufrecht bleibt.

4. Hohe Wende (im Rückschwung)

Die hohe Wende ist ein Abgangselement beim Barrenturnen, das eine gute Schwungbewegung voraussetzt. Der Turner schwingt kräftig vor und zurück. In der Abwärtsbewegung nach dem Rückschwung drückt er sich vom zu überquerenden Holm ab und löst gleichzeitig die Hand von diesem Holm. Die gestreckten Beine schwingen über den Holm, während die freie Hand zur Sicherung der Landung den überschwungenen Holm ergreift. Der Oberkörper richtet sich auf, und die Landung wird abgeschlossen.

5. Hohe Kehre (im Vorschwung)

Die hohe Kehre ist ein weiteres wichtiges Abgangselement im Barrenturnen und ähnelt in ihrer Abfolge der hohen Wende. Der Turner schwingt ebenfalls hoch vor und zurück. In der Abwärtsbewegung nach dem Vorschwung drückt sich der Turner erneut vom Holm ab und schwingt die gestreckten Beine über den Barrenholm. Während dieser Bewegung löst sich die abdrückende Hand vom Barrenholm und greift diesen in der Landebewegung wieder. Der Oberkörper richtet sich auf, um eine stabile und sichere Landung zu gewährleisten.

Der Barren ist seit vielen Jahrzehnten ein integraler Bestandteil des Geräteturnens. Trotzdem ist der Respekt vor diesem Turngerät, insbesondere im Sportunterricht, oft spürbar. Im nicht-wettkampftechnischen Vereinsturnen oder im Schulsport konzentrieren sich die Übungselemente hauptsächlich auf die sogenannte Holmgasse, das heißt, die Bewegungen finden zwischen den beiden Holmen statt. Für den Wettkampf- und Leistungssport sind jedoch auch dynamische und anspruchsvolle Elemente möglich, die in alle Richtungen geturnt werden – ähnlich den Darbietungen am Reck. Diese erfordern ein hohes Maß an Kraft, Beweglichkeit und Mut, um das volle Potenzial des Barrens auszuschöpfen. Wer sich für weitere dynamische Sportarten interessiert, findet in der Welt des Sports zahlreiche weitere spannende Disziplinen.

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Welche Anforderungen gelten beim Auftritt am Barren?

Ein Auftritt oder eine Kür am Barren erfordert vom Athleten einen nahtlosen Wechsel zwischen kraftvollen Schwüngen und präzisen Flugelementen. Die Darbietung zeichnet sich durch eine Kombination aus Eleganz, Beweglichkeit und technisch anspruchsvollen Elementen aus, die in fließenden Übergängen miteinander verbunden werden. Die Kür findet ihren Höhepunkt in einer sicheren und stabilen Landung. Der Handstand ist ein zentrales und häufiges Element am Barren, das jedoch nur für wenige Sekunden stabil gehalten werden darf und harmonisch in den Gesamtfluss der Kür eingebunden sein muss. Er demonstriert die statische Kraft und Kontrolle des Turners.

Die Darbietung am Parallelbarren ist traditionell ein Teilbereich des Geräteturnens für Männer. Die Disziplinen für Männer und Frauen unterscheiden sich dabei erheblich. Für umfassendere Informationen zu den verschiedenen Geräten und Übungen im Geräteturnen, sei es für Sportler oder Interessierte, empfehlen wir einen Blick in unsere Rubrik zum allgemeinen Geräteturnen.

Disziplin für MännerDisziplin für Frauen
– Boden– Boden
– Sprungtisch– Sprungtisch
– Barren– Schwebebalken
– Pauschenpferd– Stufenbarren
– Reck
– Ringe

Optimale Auswahl des Barrentyps: Welcher Barren passt zum Schulsport?

Die Auswahl des richtigen Barrenmodells hängt maßgeblich vom beabsichtigten Einsatzzweck ab. Für den Schulsport und das Barrenturnen mit Kindern ist der Jugendbarren die ideale Wahl. Er zeichnet sich durch eine geringere Einstiegshöhe aus, was es auch jüngeren Kindern ermöglicht, die Holmgasse sicher und mit weniger Hemmungen zu nutzen. Barren, die im professionellen Wettkampfbereich zum Einsatz kommen, müssen hingegen strengen Höhen- und Breiteneinstellungen entsprechen, die in den jeweiligen Wettkampfordnungen festgelegt sind. Bei internationalen Wettkämpfen werden diese Standards von der Fédération Internationale de Gymnastique (FIG) reguliert, um Fairness und Einheitlichkeit zu gewährleisten.

Eine besondere und äußerst flexible Ausführung ist der Mehrzweckbarren. Durch die Möglichkeit, einen der Barrenholme in der Höhe zu verstellen, kann dieser Turnbarren mühelos in einen Stufenbarren umfunktioniert werden. Diese unterschiedlich hohen Holme erweitern das Spektrum der möglichen sportlichen Bewegungsabläufe erheblich und ermöglichen den Sportlern, weitere Fähigkeiten und Techniken zu erlernen. Der Mehrzweckbarren ist daher optimal für den Schulsport und den Vereinsbereich geeignet, da seine variablen Einstellungsmöglichkeiten ein großes Bewegungsspektrum für unterschiedliche Alters- und Leistungsniveaus abdecken.

Um die richtige Entscheidung bei der Barren-Auswahl zu treffen, sollten folgende Fragen als Leitfaden dienen:

  1. Für welche Zielgruppe wird der Barren benötigt (Alter, Schulform, Verein)?
  2. Welches Leistungsniveau weisen die Sportler*innen bzw. Schüler*innen auf, die das Gerät nutzen werden?
  3. Sollen an einem Barren verschiedene Übungen und Disziplinen möglich sein (z.B. Barrenturnen, aber auch Stufenbarren-Elemente)?
  4. Welches Zubehör ist notwendig, um Sicherheit und Komfort zu gewährleisten (z.B. Einlegematten, Fallschutzmatten für den Landebereich)?

Sollten Sie bei der Auswahl unsicher sein oder eine weitere, detaillierte Beratung benötigen, stehen Ihnen unsere kompetenten Fachberater jederzeit zur Verfügung. Gemeinsam finden Sie den passenden Barren, der optimal auf Ihre spezifischen Anforderungen und den Verwendungszweck zugeschnitten ist. Während das Barrenturnen in der Halle stattfindet und Präzision erfordert, gibt es auch vielfältige Sportarten im Freien, die ebenfalls zur körperlichen Fitness beitragen.