Noch vor einigen Jahrzehnten war es selbstverständlich, dass Kindergartenkinder viel Zeit in der Natur verbrachten. Doch die heutige Lebensweise, geprägt von urbanem Leben und digitaler Mediennutzung, führt dazu, dass Kinder immer weniger Bezug zur Umwelt haben. Um dem entgegenzuwirken, ist es entscheidend, die Umwelterziehung bereits im Kindergarten zu fördern. So können schon die Kleinsten für die Natur und ihre Schutzbedürftigkeit sensibilisiert werden. Neben vielfältigen Bastelangeboten eignen sich auch Ausflüge ins Grüne hervorragend für die Umweltpädagogik.
Die Inhalte, die Kinder im Kindergarten zum Thema Nachhaltigkeit lernen, sind vielfältig und hängen von der jeweiligen Einrichtung, den Bildungsplänen der Bundesländer und den Schwerpunkten des Trägers ab. Dennoch gibt es ein übergeordnetes Ziel: Nachhaltigkeit soll im Bildungssystem eine zentrale Rolle spielen, wie es der Nationale Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) von 2017 vorsieht. Dieser Plan soll dazu beitragen, unsere Gesellschaft langfristig in Richtung ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit zu lenken.
Ziele der Umwelterziehung: Sensibilisierung und Wissensvermittlung
Besonders in Städten verlieren Kinder zunehmend den Bezug zur Natur. Statt im Freien zu spielen, verbringen sie viel Zeit in geschlossenen Räumen oder in “künstlichen” Umgebungen. Oftmals fehlt ihnen das Wissen, wie sie sich im Wald oder auf einer Wiese beschäftigen können. Auch die Namen von Tieren und Pflanzen sind ihnen weniger vertraut als früher.
Hier setzt die Umwelterziehung im Kindergarten an, indem sie den Kindern dieses Wissen vermittelt. Denn nur wer die Natur kennt, kann später umweltbewusst handeln. Angesichts der wachsenden Bedeutung von Nachhaltigkeit ist es sinnvoll, schon im Kindergartenalter ein entsprechendes Bewusstsein zu schaffen. Neben Bastelprojekten eignen sich dazu auch Besuche von:
- Wäldern
- Heiden
- Mooren
Ausflug mit der Kita, im Wald mit Kindern, Natur mit Kindern genießen
Das Durchführen von Projekten in der Natur hat positive Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder und fördert nicht nur das Nachhaltigkeitsbewusstsein. Viele Bildungsbereiche lassen sich durch den Aufenthalt in der Natur abdecken. Die Sinneswahrnehmung wird durch Hören, Fühlen und Riechen gestärkt. Beim Beobachten von Insekten lernen die Kinder, ihre Aufmerksamkeit zu lenken und sich zu konzentrieren. Das Balancieren über Baumstämme fördert die Motorik und das Körperbewusstsein. Zudem stärkt die frische Luft das Immunsystem.
Auch die Persönlichkeitsentwicklung profitiert von Ausflügen in die Natur. Durch Klettern und Springen lernen die Kinder, ihre Fähigkeiten realistisch einzuschätzen, Ängste abzubauen und Selbstvertrauen zu gewinnen. Ein weiteres Ziel ist es, die Kreativität der Kinder anzuregen. Im Gegensatz zum Spielen am Computer im Rahmen der Medienerziehung, wo die Möglichkeiten oft begrenzt sind, setzt die natürliche Umgebung der Fantasie keine Grenzen. Aus Stöcken lassen sich Hütten bauen, aus Ästen, Moos und Blättern Vogelnester. So wird die Entwicklung der Kinder auf vielfältige Weise gefördert.
Was bedeutet ökologische Bildung im Kindergarten?
Erzieherinnen und Erzieher stehen vor der Aufgabe, Kinder zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt zu erziehen. Dabei können sie auf eine Vielzahl von Möglichkeiten zurückgreifen, um Projekte zu gestalten und Ausflüge zu organisieren. Die Integration der Umweltbildung in den Kindergarten ist zwar nicht verpflichtend, aber sehr sinnvoll. Die Art und Weise der Vermittlung, sei es durch Spiele, Bastelprojekte oder andere Aktivitäten, liegt im Ermessen der Erzieher.
Ausflüge ins Grüne: Die Natur hautnah erleben
Am besten lernen Kinder Bewusstsein für Natur und Umwelt durch direkte Erfahrungen. Ausflüge ins Grüne ermöglichen es ihnen, verschiedene Pflanzen zu riechen und Tierstimmen zu hören. Ein Besuch im Wald bietet ein besonders großes pädagogisches Potenzial. Die Kinder können beispielsweise Kriechtiere beobachten oder nach verschiedenen Pflanzen suchen.
Wichtig ist, die gesammelten Erfahrungen gemeinsam zu besprechen, um das Wissen zu festigen und ein ausgeprägtes Umweltverständnis zu entwickeln. Getrocknete Blätter oder selbst gebastelte Kunstwerke helfen den Kindern, sich lange an ihre Erlebnisse zu erinnern.
Naturmaterialien: Pädagogische Werkzeuge
Nicht immer sind Ausflüge in den Wald möglich. Die ökologische Bildung im Kindergarten kann auch innerhalb des Gebäudes oder im Freibereich stattfinden. Viele Kitas setzen hierbei auf den Einsatz von Naturmaterialien wie Blätter und Steine, die vielseitig einsetzbar sind.
Bastelangebote mit Naturmaterialien für Kinder
Basteln aus Naturmaterialien: Ein Schneckenhaus
Ein praktisches Beispiel: Wenn kein Waldspaziergang möglich ist, können Erzieherinnen und Erzieher einen Barfußpfad anlegen. Die Kinder laufen mit verbundenen Augen über verschiedene Naturmaterialien und erfahren so, wie sich Wiese, Sand oder Moos anfühlen. Diese Erlebnisse sind ein guter Ausgangspunkt, um über die Umwelt zu sprechen und gleichzeitig die sprachliche Bildung zu fördern.
„Wenn wir nicht bei den Kleinsten anfangen, dann können wir bei den Großen viel versuchen, aber nicht mehr so viel erreichen. Wir müssen von Anfang an die Bedeutung für nachhaltige Entwicklung verankern.“
Bildungsgewerkschaft GEW-Referentin Christina Block
Woher kommen Nahrung und Kleidung?
Neben dem Erkunden von Naturräumen gibt es weitere Möglichkeiten der ökologischen Bildung im Kindergarten. Die Kinder lernen die Flora und Fauna kennen, verstehen den Unterschied zwischen den vier Elementen und beschäftigen sich mit den Jahreszeiten. Spätestens im Vorschulalter sollten sie ein grundlegendes Verständnis dafür entwickeln, woher Nahrung und Kleidung kommen. Auch der verantwortungsvolle Umgang mit Wasser ist ein wichtiges Thema.
Infografik: Upcycling im Kindergarten – Aus Alt mach Neu
Natur und Umwelt Kita, Upcycling in der Kita, Umgang mit Müll im Kindergarten
Um das Verständnis der Kinder für Nachhaltigkeit zu stärken, bieten sich Projekte im Bereich Upcycling im Kindergarten an. Dabei lernen die Kinder, dass man ausgedienten Produkten ein neues Leben einhauchen kann. Leere Toilettenpapierrollen lassen sich in Tiere oder Weihnachtsmänner verwandeln, Konservendosen in Laternen, und Gummistiefel in Blumentöpfe. Im Zusammenhang mit dem Upcycling kann auch das Thema Verpackungsmüll aufgegriffen werden.
Erzieherinnen und Erzieher können den Kindern auch zeigen, wie sich Naturmaterialien in neue Dinge umwandeln lassen, zum Beispiel in einen naturbelassenen Bilderrahmen aus Ästen, Blüten und Moosen.
Umgang mit Müll im Kindergarten
Zur Umwelterziehung gehört auch, den Kindern ein Bewusstsein dafür zu vermitteln, was mit unserem Müll geschieht. Es ist sinnvoll, ihnen zu erklären, was mit abgelaufenen Lebensmitteln passiert und wie wichtig die Mülltrennung ist. Dazu können Ausflüge zu einem Wertstoffhof organisiert werden. Auch im Kita-Alltag ist es möglich, den richtigen Umgang mit Müll vorzuleben. Die verschiedenen Farben der Mülltonnen erleichtern den Kindern das Verständnis für die Mülltrennung.
Daraus lässt sich ein Spiel machen: Bilder verschiedener Abfallprodukte werden den entsprechenden Mülltonnen zugeordnet. Um das Wissen zu festigen, sollte in der Kita weiterhin Wert auf Mülltrennung gelegt werden. Wichtig ist, dass Erzieherinnen und Erzieher sich ihrer Vorbildrolle bewusst sind.
Natur in der Stadt: Herausforderungen für Stadtkindergärten
Kindergärten auf dem Land haben bei der Umsetzung der Umweltbildung einen Vorteil – die Nähe zur Natur. In der Stadt gestaltet sich der Besuch von Wald und Wiese oft schwierig. Hier bieten sich Parks und andere naturnahe Flächen an. Wenn auch diese schwer erreichbar sind, bleibt immer noch das Außengelände der Kita.
Dieses wird oft nur als Spielplatz betrachtet. Doch Erzieherinnen und Erzieher können hier einen Naturraum schaffen, indem sie mit den Kindern Beete anlegen und einen Gartendienst einrichten. Es bietet sich auch an, Blumen anzupflanzen, die Bienen anlocken, um den Kindern die Bedeutung von Insekten für das Ökosystem zu erklären.
Kinder im Gemüsegarten, Umgang mit Natur durch Gartenarbeit beibringen
Ebenso sinnvoll ist das Gestalten von Nist- und Futterplätzen, um ein Stück Natur in den Kindergarten zu holen. Auf diese Weise können verschiedene Tiere angelockt werden, die sonst nicht im Außengelände anzutreffen wären.
Förderung der Nachhaltigkeit: Umweltakademie und Naturstrolche
Baden-Württemberg geht mit gutem Beispiel voran und fördert die Umweltbildung im Kindergarten durch das Projekt „Nachhaltigkeit im Kindergarten“ der Umweltakademie Baden-Württemberg. In Kooperation mit dem Volkshochschulverband Baden-Württemberg e. V. wurde ein landesweites Netz an Mentoren geschaffen, die Einrichtungen bei der Umsetzung der Nachhaltigkeit unterstützen.
Auch der Verein Natur- und Umweltbildung e. V. setzt sich bundesweit für die Umwelterziehung von Kindern ein und verleiht das „Naturstrolche Abzeichen“ an Kinder, die sich mit dem Thema Natur und Umwelt auseinandersetzen.
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FAQs: Häufig gestellte Fragen zum Thema Natur- und Umwelt im Kindergarten
Warum ist die Auseinandersetzung mit Natur und Umwelt im Kindergarten wichtig?
Sie fördert das Bewusstsein für Umweltschutz und Nachhaltigkeit, lässt die Natur schätzen, entwickelt Verantwortungsbewusstsein und vermittelt Wissen über ökologische Zusammenhänge.
Welche Rolle spielen die Bildungspläne der Bundesländer?
Sie legen fest, welche Inhalte und Ziele in der frühkindlichen Bildung vermittelt werden sollen, einschließlich Aspekte der Natur- und Umweltbildung.
Gibt es spezielle Programme oder Initiativen?
Ja, wie den Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), der Kitas unterstützt, Natur- und Umweltthemen systematisch zu integrieren und Bildungsangebote zu erweitern.
Wie können Kitas nachhaltige Verhaltensweisen fördern?
Durch Vorbildfunktion, spielerische Aktionen und regelmäßige Reflexionen, um nachhaltige Verhaltensweisen wie Energiesparen, Müllvermeidung und ressourcenschonenden Umgang zu vermitteln.