Werder Bremen Schalke: Überraschungen der Bundesliga-Saison 2018/19

Defensive Heatmap FC Schalke 04 Bundesliga 2018/19

Die Bundesliga-Saison 2018/19 war bereits in vollem Gange und hielt einige bemerkenswerte Entwicklungen bereit. Während der FC Bayern München, wenig überraschend, über allen anderen thronte und trotz eines späten Unentschiedens gegen Augsburg die beste Mannschaft Deutschlands blieb, bot das restliche Ligageschehen eine Fülle von Diskussionen und überraschenden Wendungen. Insbesondere die Leistungen von Werder Bremen und Schalke 04 sorgten für Gesprächsstoff, da beide Teams sehr unterschiedliche Wege einschlugen und die Erwartungen auf ihre Weise widerlegten.

FC Schalke 04: Absturz trotz solider Defensive?

Nach einem überraschenden zweiten Platz in der Vorsaison befand sich der FC Schalke 04 zum damaligen Zeitpunkt auf dem letzten Tabellenplatz, noch ohne Punktgewinn. Die zugrunde liegenden Statistiken zeichneten zwar ein etwas besseres Bild, aber eben nur ein etwas besseres. Die gute Nachricht für die „Königsblauen“ war, dass ihre Defensive scheinbar Pech hatte. In den ersten vier Spielen kassierten sie acht Gegentore. Das war deutlich schlechter als die 1,19 erwarteten Gegentore (xG conceded) pro Spiel, die man eigentlich von ihnen erwarten würde. Diese Zahl der erwarteten Gegentore war tatsächlich die viertbeste in der gesamten Bundesliga. Ihre Strategie, das Spiel zu „verhässlichen“, eine defensive Pressing-Linie aufzubauen und den Ball in der gegnerischen Hälfte abzufangen, bevor er zu einem Konter führen konnte, funktionierte mehr oder weniger wie geplant. Die Heatmap der Defensivaktionen zeigte viel Rot an den richtigen Stellen.

Defensive Heatmap FC Schalke 04 Bundesliga 2018/19Defensive Heatmap FC Schalke 04 Bundesliga 2018/19

Das Problem war, dass die Gegner trotzdem immer wieder Tore erzielten.

Torschusskarte FC Schalke 04 Bundesliga 2018/19Torschusskarte FC Schalke 04 Bundesliga 2018/19

Wenn sie defensiv so weitermachen würden, würden sich die Gegentore voraussichtlich wieder normalisieren, und sie würden zu ihrer gewohnt „geizigen“ Spielweise zurückkehren. Die schlechte Nachricht war jedoch, dass diese „geizige“ Defensive angesichts einer offensichtlich mangelhaften Angriffsleistung möglicherweise nicht ausreichen würde. Schalke hatte in den ersten vier Spielen durchschnittlich 0,91 erwartete Tore (xG) pro Spiel. Das war der zweitschlechteste Wert in der Bundesliga. Das Problem lag nicht darin, dass sie keine Schüsse abgaben – sie versuchten es 13,50 Mal pro Spiel, was ziemlich genau dem Durchschnitt in Deutschland entsprach (acht Teams schossen öfter). Doch diese Schüsse waren einfach keine guten. Sie erzielten durchschnittlich 0,07 xG pro Schuss, der schlechteste Wert der Liga. Dies war eine brutale Aneinanderreihung von wenig vielversprechenden Torversuchen.

Erwartete Tore pro Schuss FC Schalke 04 AngriffsaktionenErwartete Tore pro Schuss FC Schalke 04 Angriffsaktionen

Das Team presste viel und verwandelte diesen Druck in Schüsse. Doch diese waren einfach nicht effektiv. Auch wenn ihr Angriff zu diesem Zeitpunkt unter den Erwartungen blieb, würde er selbst bei einer Normalisierung der Leistung extrem schwach bleiben. Wenn Schalke noch Hoffnung auf eine Erholung ihrer Saison haben sollte, müsste sich ihr Angriff, wahrscheinlich dramatisch, verbessern, selbst wenn ihre Defensive wieder das exzellente Niveau des Vorjahres erreichen würde. Die gesamte Saison war gespickt mit spannenden Partien, die man im [Formel 1 Kalender 2022] in anderen Sportarten wiederfinden könnte, wenn man die Intensität betrachtet.

Werder Bremen: Die Offensiv-Maschine an der Weser

Werder Bremen schien in dieser Saison sprichwörtlich aufs Gaspedal getreten zu haben. Nach einer völlig unauffälligen Mittelfeldplatzierung im Vorjahr befanden sie sich zum damaligen Zeitpunkt auf dem zweiten Tabellenplatz, nur zwei Punkte hinter dem Bayern-Koloss. Dies gelang ihnen, indem sie das Gaspedal voll durchdrückten. Ihre 1,74 erwarteten Tore (xG) pro Spiel waren der dritthöchste Wert in Deutschland. Dies ermöglichte ihnen eine erwartete Tordifferenz von 0,35, die viertbeste der Liga (knapp hinter Wolfsburgs 0,36), trotz einer durchschnittlichen defensiven xG-Bilanz. Sie kassierten 1,38 erwartete Gegentore pro Spiel, der neuntbeste Wert in der Liga. Das Team spielte einen extrem ballbesitzorientierten Angriffsfußball und nutzte den Ball, um sich gute Chancen zu erarbeiten. Sie schossen zwar nur 13,60 Mal pro Spiel, aber ihr xG pro Schuss von 0,13 war der zweitbeste Wert in der Liga. Besonders hervorzuheben war, wie stark Bremen aus Standardsituationen agierte. Aus nur 14 Schüssen erzielten sie vier Tore und 2,73 xG.

Standardsituationen Werder Bremen Bundesliga 2018/19Standardsituationen Werder Bremen Bundesliga 2018/19

Bemerkenswert war auch, wie diffus die Torchancen verteilt waren. Das Team hatte neun Tore aus dem Spiel heraus erzielt, doch nur Mittelfeldspieler Maximilian Eggestein hatte mehr als eines. Nicht nur die Tore waren gut über das Team verteilt, sondern auch die Ballkontakte in der Offensive. Die vier Spieler, die am häufigsten die vordersten drei Positionen besetzten – Max Kruse, Claudio Pizarro, Martin Harnik und Yuya Osako – bekamen alle reichlich Ballkontakte im Strafraum. Das erinnerte in seiner Teamleistung an die Präzision, die man von erfolgreichen [Monza F1 2022] Auftritten kennt.

Ballkontakte im Strafraum SV Werder BremenBallkontakte im Strafraum SV Werder Bremen

Eine große Sorge für Bremen war die Fähigkeit ihrer Defensive, über die gesamte Saison standzuhalten. Sie agierten sehr aggressiv. Der durchschnittliche Abstand einer Defensivaktion zum eigenen Tor betrug 47,21 Yards, der dritthöchste Wert in der Liga. Und ihr PPDA (Pässe pro Defensivaktion) lag bei 10,03, der zweitniedrigste Wert in der Liga. Sie waren also viel unterwegs und versuchten, den Ball zu erobern. Doch trotz all dieses Pressings kassierten sie immer noch 12,40 Schüsse pro Spiel, nur der achtbeste Wert. Eine bessere Version dieses Teams würde der bereits vorhandenen Offensive und Defensive eine gehörige Portion Schussunterdrückung hinzufügen. Das war die Herausforderung für Werder Bremen für den Rest der Saison. Sollten sie dies nicht schaffen, würden sie am Ende ein Team sein, das Spaß machte, aber nicht großartig war (obwohl dies in Deutschland in dieser Saison immer noch für die Champions League reichen könnte). Sollte sich die Defensive jedoch verbessern, könnte man ein wirklich gutes Team vor sich haben, dessen Entwicklung so unvorhersehbar war wie manches [F1 Rennen].

Lucien Favre und Dortmund: Das xG-Rätsel

Borussia Dortmund-Spiele boten zu diesem Zeitpunkt nicht viele Torschüsse. In den ersten vier Partien hatte das Team durchschnittlich nur 8,50 Schüsse pro Spiel abgegeben und nur 10,50 zugelassen. Das war die zweitniedrigste Anzahl eigener Schüsse und die dritthöchste Anzahl zugelassener Schüsse in der Liga. Und das Team hatte auch ein entsprechendes Problem mit den erwarteten Toren. Ihre erwartete Tordifferenz betrug minus 0,26 pro Spiel. Und doch hatte die Mannschaft acht Tore erzielt und nur drei kassiert. Favres alte xG-Tricking-Magie war zurück am Werk. Hätte Favre keine Vorgeschichte, würde Dortmund wie ein Team aussehen, das dazu prädestiniert wäre, in der Tabelle abzustürzen. Sie übertrafen die Erwartungen auf beiden Seiten des Spielfelds, und das ohne offensichtlich erkennbaren Grund. Aber seine früheren Teams, sowohl in Nizza als auch bei Borussia Mönchengladbach, hatten dasselbe getan. Er war der ursprüngliche xG-entlarvende Magier.

Auf der offensiven Seite des Balls machten die Statistiken bis zu einem gewissen Grad Sinn. Das selektive Schussprofil der Mannschaft fiel mit einem hohen Wert an erwarteten Toren pro Schuss von 0,13 zusammen. Das war der viertbeste Wert (marginal hinter zwei anderen Teams mit demselben Wert dank Rundung). Dies, zusammen mit einer geringen Abhängigkeit von Flanken (nur 23 % ihrer Vorstöße in den gegnerischen Strafraum kamen von Flanken, der zweitniedrigste Wert in der Liga), zeichnete ein genaues Bild einer Mannschaft, die sich bemühte, qualitativ hochwertige Angriffe aufzubauen. Fügte man noch etwas Hilfe von den „Abschlussgöttern“ hinzu, ergab sich ein stimmiges Gesamtbild. Ihre Schusskarte bestätigte dies. Für alle, die neben Fußball auch andere [Sport Events Juni 2022] verfolgen, war es eine Saison voller Spektakel.

Torschussübersicht Borussia Dortmund BundesligaTorschussübersicht Borussia Dortmund Bundesliga

Auf der defensiven Seite des Balls wurden die Dinge jedoch merkwürdig. Einerseits sahen sie genau wie ein Pressing-Team aus. Sie ließen wenige Schüsse zu, diese aber scheinbar von hoher Qualität. Sie gaben 0,13 erwartete Tore pro Schuss ab, der drittschlechteste Wert in der Liga. Ihre Defensivaktionen fanden meist hoch auf dem Spielfeld statt.

Defensive Aktivität Heatmap Borussia DortmundDefensive Aktivität Heatmap Borussia Dortmund

Und doch kassierten sie keine Gegentore. Irgendwie gelang es ihnen, ihren eigenen Strafraum defensiv abzusichern. Ihre Defensivaktionen nahmen wieder überdurchschnittlich zu, wenn Gegner ihren eigenen Strafraum attackierten. Und trotz des scheinbar hohen Werts der zugelassenen Schüsse fanden diese einfach nicht sehr oft den Weg ins Netz. Auch hier gilt: Wäre dies Favres erstes Mal gewesen, wäre Vorsicht bei Schlussfolgerungen geboten. Aber dem war nicht so. Favre hatte diesen Trick über die Jahre hinweg häufig angewendet. Die Magie von Favre bestand darin, dass seine Teams Spiele erschwerten und aggressiv im Mittelfeld pressten, es aber auch schafften, hinten eine Absicherung zu haben, die die erwarteten Tormodelle zu überlisten schien. Das tat Dortmund zu diesem Zeitpunkt, und sie taten es bereits sehr gut. Es war weit entfernt von der offensivfreudigen Mannschaft, die sie über die Jahre gewesen waren, aber nach den Turbulenzen der Trainerwechsel in der letzten Saison sah Dortmund zumindest so aus, als hätte es einen vollständig implementierten Plan. Es war nicht der attraktivste Fußball, aber es hatte schon einmal funktioniert, und es sah ganz danach aus, als würde es wieder funktionieren.

Fazit: Die Dynamik der Bundesliga 2018/19

Die Bundesliga-Saison 2018/19 bot bereits in ihren frühen Phasen eine faszinierende Mischung aus erwarteter Dominanz und überraschenden Wendungen. Die Entwicklungen bei Werder Bremen und Schalke 04 standen exemplarisch für die dynamische Natur des deutschen Spitzenfußballs. Während Werder mit einem offensivstarken Ansatz begeisterte und sich als Geheimtipp für die europäischen Plätze etablierte, kämpfte Schalke trotz solider defensiver Zahlen mit einer eklatanten Abschlussschwäche und fand sich am Tabellenende wieder. Die Analyse mittels fortgeschrittener Metriken wie Expected Goals zeigte dabei, dass die reine Tabellenplatzierung oft nur die Oberfläche kratzt und tiefergehende Einblicke in die tatsächliche Leistung eines Teams ermöglicht. Diese Saison, die so viele Wendungen bot wie ein [Imola F1] Grand Prix, erinnerte daran, dass im Fußball nichts garantiert ist.

Für Fußballfans, die das Geschehen über die bloße Ergebnisbetrachtung hinaus verstehen möchten, boten solche Analysen wertvolle Perspektiven. Die Bundesliga blieb eine Liga voller Spannung, in der Teams wie Werder Bremen und Schalke 04 die Bandbreite des sportlichen Erfolgs und Misserfolgs eindrucksvoll abbildeten. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Wege dieser Teams im weiteren Verlauf der Saison entwickelten und welche weiteren Überraschungen sie bereithielten.