Windkraft umweltschädlich? Mythen und Fakten im Check!

Windrad in der Landschaft mit bewölktem Himmel

Windkraft ist ein zentraler Baustein der Energiewende in Deutschland. Doch rund um den Ausbau der Windenergie ranken sich zahlreiche Mythen und Behauptungen, die oft zu einer verzerrten Wahrnehmung führen. Ist Windkraft wirklich umweltschädlich? Wir räumen mit den gängigsten Irrtümern auf und liefern Fakten für eine fundierte Meinungsbildung.

1. Windräder sind Vogelschredder – Fakt oder Fake?

Windrad in der Landschaft mit bewölktem HimmelWindrad in der Landschaft mit bewölktem Himmel

Es stimmt, dass Windkraftanlagen Vögel töten können. Expert*innen schätzen, dass in Deutschland jährlich etwa hunderttausend Vögel durch Windräder zu Tode kommen. Diese Zahl klingt hoch, aber im Vergleich zu anderen Todesursachen relativiert sie sich: Pestizide fordern schätzungsweise 60 bis 90 Millionen Vogelleben jährlich, Straßen- und Bahnverkehr sogar rund 70 Millionen.

Allerdings ist das Risiko für Vögel und Fledermäuse von Windenergieanlagen nicht zu unterschätzen. Besonders große Vögel und Fledermäuse können gefährdet sein. Entscheidend ist jedoch der Standort der Anlagen. In der Nähe von Nist- und Rastplätzen oder Hauptrouten von Zugvögeln ist das Risiko höher. Durch eine sorgfältige Standortwahl und betriebliche Maßnahmen, wie das Abschalten der Anlagen zu Zeiten erhöhter Fledermausaktivität, lässt sich das Risiko deutlich minimieren.

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2. Windräder zerstören unsere Wälder – Stimmt das wirklich?

Windenergie stellt keine generelle Bedrohung für deutsche Wälder dar. Natürlich sollten sensible Bereiche, wie Naturschutzgebiete oder naturnahe Wälder mit einem Alter von über 100 Jahren, für den Windenergieausbau ausgeschlossen werden. Diese Wälder sind wichtige Lebensräume für seltene Tierarten. Dies würde etwa 36 Prozent der deutschen Waldfläche betreffen.

Für den Bau einer Windenergieanlage muss im Durchschnitt etwa ein halber Hektar Wald gerodet werden. Hinzu kommt eine temporäre Fläche für die Bauphase, die später wieder aufgeforstet wird. Zum Vergleich: Durch Schäden durch Borkenkäfer und Trockenheit sind seit 2018 rund eine halbe Million Hektar Waldfläche verloren gegangen. Der Klimawandel ist somit der weitaus größere Faktor für Waldverluste.

Wichtig ist, dass der Wald erst dann als Standort für Windenergie in Betracht gezogen wird, wenn es keine geeigneten Standorte in der freien Landschaft gibt. Zudem muss für jeden verlorengegangenen Wald Ausgleich geschaffen werden.

3. Windkraftanlagen zerstören generell die Natur – Eine pauschale Aussage?

Andere Formen der Landnutzung, insbesondere Landwirtschaft und Verkehr, haben einen deutlich größeren Einfluss auf die Gesundheit unserer Ökosysteme. Windräder beeinträchtigen Böden und Stoffhaushalte kaum.

Dennoch ist ein naturverträglicher Windkraftausbau unerlässlich. Dies erfordert klare Regeln und eine sorgfältige Standortwahl. Windenergie und Naturschutz sind vereinbar, wenn in der vorgeschriebenen Einzelfallprüfung keine erheblichen Schäden zu befürchten sind.

4. Windenergie frisst riesige Flächen – Ein realistisches Bild?

Nicht einmal drei Prozent der Landesfläche Deutschlands würden ausreichen, um mit Windenergie den aktuellen Stromverbrauch des Landes zu decken. Die Stromgewinnung durch Wind ist somit die flächeneffizienteste Erzeugungsform. Untersuchungen des Thünen-Instituts in Braunschweig zeigen, dass pro Hektar Windkraft 6000 Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgt werden können. Im Vergleich dazu können mit einem Hektar Photovoltaik-Freiflächenanlagen 230 und mit einem Hektar Mais für die Biogasanlage sogar nur sieben Haushalte versorgt werden.

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5. Strom aus Wind ist zu teuer – Ein Mythos?

Die Produktionskosten von Strom aus Windkraft liegen zwischen vier und acht Eurocent pro kWh. Damit ist Windenergie nach der Photovoltaik die zweitgünstigste Erzeugungstechnologie. Konventionelle Kraftwerke in Deutschland liegen unter Berücksichtigung von höheren CO2-Kosten bei etwa 7,5 Cent pro kWh. Die Kosten für Umweltschäden durch die Förderung von Gas und Kohle und den Klimawandel sind dabei noch nicht berücksichtigt.

6. Windräder sind ineffizient – Ein hartnäckiger Irrtum?

Windkraftanlagen amortisieren die für ihre Herstellung benötigte Energie in wenigen Monaten. Bei einer Laufzeit von 25 Jahren erzeugt ein Windrad 40-mal so viel Energie, wie bei Konstruktion und Betrieb verbraucht wird.

7. Windenergieanlagen sind schlecht fürs Klima – Ein Paradoxon?

Der Bau von Windenergieanlagen verbraucht Energie. Besonders die Stahltürme und das Betonfundament sind ressourcenintensiv und setzen CO2 frei. Dennoch ist die Gesamtbilanz positiv: Eine moderne Onshore-Windkraftanlage verursacht rund neun Gramm CO2 pro erzeugter Kilowattstunde (kWh) Strom. Photovoltaikanlagen verursachen etwa 33 Gramm CO2 pro kWh. Fossile Energieträger wie Erdgas (442 Gramm), Steinkohle (864 Gramm) und Braunkohle (1034 Gramm) stoßen deutlich mehr CO2 aus. Auch Atomstrom liegt mit 117 Gramm CO2 pro kWh höher.

8. Schwefelhexafluorid (SF6) macht Klimabilanz zunichte – Eine Übertreibung?

Auch das als Isolator verwendete Treibhausgas Schwefelhexafluorid (SF6) hat keinen großen Einfluss auf die CO2-Bilanz der Windenergie. SF6 wird auch in anderen Kraftwerken und generell bei Umspannwerken eingesetzt – nicht nur bei der Windenergie.

9. Der Bau von Windkraftanlagen verbraucht Unmengen an Ressourcen – Eine differenzierte Betrachtung?

Windenergieanlagen sind recycelbar. Beim Rückbau können 80 bis 90 Prozent der Komponenten weiterverarbeitet werden. Die Entsorgung der Rotorblätter stellt jedoch eine Herausforderung dar. Für das Verbundmaterial müssen Recycling-Lösungen gefunden werden. Entsorgungskapazitäten sind aber vorhanden. Im Vergleich zu anderen Formen der Energiegewinnung ist die Windenergie kein Ressourcenfresser.

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10. Infraschall macht krank – Eine wissenschaftlich widerlegte Behauptung?

Infraschall von Windenergieanlagen ist ab 600 m Abstand nicht mehr von dem ohnehin überall natürlich vorkommenden Infraschall zu unterscheiden. Messtechnisch ist eine Zusatzbelastung für den Menschen auch bei geringerer Entfernung nicht nachweisbar. Gutachten, wissenschaftlich fundierte Studien und Gerichtsurteile bestätigen: gesundheitliche Auswirkungen sind nicht plausibel.

Auftretende Beschwerden müssen dennoch ernst genommen werden. Das sogenannte Windturbinensyndrom kann auf den Nocebo-Effekt zurückzuführen sein: Anwohner*innen erkranken durch die Befürchtung gesundheitlicher Auswirkungen. Hier hilft Aufklärung.

Fazit: Windkraft ist ein wichtiger Baustein für eine nachhaltige Energiezukunft

Windkraft ist nicht perfekt, aber ein unverzichtbarer Baustein für eine nachhaltige Energiezukunft. Durch eine sorgfältige Planung, eine naturverträgliche Umsetzung und eine transparente Kommunikation können die potenziellen negativen Auswirkungen minimiert und die Vorteile der Windenergie optimal genutzt werden. Die Energiewende braucht die Windkraft – für eine saubere und sichere Energieversorgung.

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