Xenia Kaffeemaschine im Test: Individualität und Leistung im Fokus

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Die Xenia Kaffeemaschine genießt einen besonderen Ruf. Sie wird in einer kleinen Manufaktur in Deutschland entwickelt und gefertigt. Über die Xenia-Webseite lässt sich die Maschine individuell konfigurieren und bestellen. Die handgefertigte Maschine wird dann direkt ausgeliefert. Allerdings muss man derzeit mit einer Wartezeit von bis zu sechs Monaten rechnen, bis die “eigene” Maschine fertig ist.

Die Xenia ist mehr als nur ein Kauf von der Stange. Der Hersteller pflegt einen offenen Austausch mit seiner Community. Die Webseite ist transparent und informiert detailliert über neue Entwicklungen und die technische Ausstattung der Espressomaschine.

Umso neugieriger waren wir, die Xenia Kaffeemaschine ausgiebig zu testen. Unser Fazit ist zwiespältig: von Begeisterung bis Ernüchterung. Lesen und schauen Sie selbst!

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Die Konfiguration: Eine Wunschbestellung

Edelstahl “spiegelnd” oder “satiniert”? Oder doch lieber die “anthrazit-blaue metallic” Blende? Wir sind nicht beim Autolackierer, sondern im Konfigurator der Xenia gelandet. Das macht Spaß!

Wir klicken uns durch ein mehrseitiges Menü und erstellen unsere Maschine. Den Wassertank wollen wir seitlich herausziehen können. Der Boiler soll isoliert sein. Die Knopffarbe wird vom Team entschieden. Einen Tamper sparen wir uns, davon haben wir genug.

Xenia setzt hier Maßstäbe für andere Espressomaschinen-Hersteller und spielt eine große Stärke aus. Da jede Maschine individuell gefertigt und direkt vom Hersteller ausgeliefert wird, können fast alle Kundenwünsche erfüllt werden.

Im Vergleich dazu sind viele andere Espressomaschinen Massenware, die im Lager des Importeurs auf Abnehmer warten. Bei der Xenia beginnt der Fertigungsprozess erst mit der Bestellung.

Wir finden das großartig.

Diese Individualität hat aber ihren Preis, der sich weniger im Kostenpunkt als in der Wartezeit äußert. Die Xenia kostet in der Basisversion etwa 1300 €, aber mit interessanten und sinnvollen Komponenten steigt der Preis schnell auf über 1600 €.

Die Wartezeit beträgt derzeit etwa sechs Monate. Diese Information ist auf der Startseite der Xenia-Webseite nicht sofort ersichtlich, sondern versteckt sich im Konfigurator hinter der Formulierung: “Den Fortschritt und das voraussichtliche Produktionsdatum für seine Maschine kann man tagesaktuell in der Produktionsliste einsehen.”

Wir haben das überlesen und sind direkt in den Konfigurator gestartet. Unser Fehler. Die Wartezeit wurde uns erst später bewusst. Umso mehr freuen wir uns, dass wir nun eine Xenia auf unserem Testtisch haben – die wir wie alle Testmaschinen gekauft haben – und über unsere Erfahrungen berichten können.

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Die Beschaffung: Ein kleiner Umweg

Eine Wartezeit von fünf bis sechs Monaten war für unseren Test nicht akzeptabel. Daher haben wir in der Xenia Community im Kaffee-Netz nachgefragt, ob uns ein Xenia-Besitzer seine Maschine testweise zur Verfügung stellt.

Die Community war sehr positiv und hilfsbereit. Wir erhielten zahlreiche Nachrichten von Xenia-Kunden, die ihre Maschine zur Verfügung stellen oder verkaufen wollten.

Überraschenderweise rief der Hersteller seine Kunden jedoch dazu auf, uns keine Maschine zur Verfügung zu stellen, angeblich wegen möglicher Transportschäden und der Gefahr einer Ansteckung mit Corona. Gleichzeitig wurde darauf verwiesen, dass wir uns wie alle anderen anstellen sollen. Den letzten Punkt finden wir richtig. Eine Beurteilung der Corona-Schutzmaßnahmen anderer ist jedoch befremdlich.

Wir haben die Xenia dann einfach bei Coffee Circle bestellt. Nach drei Wochen war sie da. Sie kam ohne das Konfigurationserlebnis, aber mit einer guten Ausstattung und in einer sehr schicken Version.

Das Setting: Die Xenia im Detail

Unsere Xenia ist ein Zweikreiser mit einem isolierten Boiler mit einem Fassungsvermögen von 1,3 Litern. Ein Wärmetauscher-Röhrchen verläuft spiralförmig vertikal durch den Kessel. Durch dieses Röhrchen wird das Brühwasser geführt und nimmt die Temperatur der Umgebung an.

Besonders bei der Xenia: Nach jedem Bezug wird dieses Röhrchen geleert und überhitzt dadurch nicht in der Stillstandsphase bis zum nächsten Bezug. Das ist ein Problem, das bei vielen anderen Zweikreisern auftritt, da das Wasser im Wärmetauscher aufgrund der hohen Temperatur des Boilers (+120 Grad) zu heiß wird und durch einen Cooling Flush (kurzes Spülen vor dem Espressobezug) abgekühlt werden muss. Das Entleeren des Röhrchens erspart diese Prozedur bei der Xenia.

Dies führt auch zu einer sehr konstanten Brühtemperatur, da immer der “gleiche” Wärmeaustausch mit der Umgebung stattfindet. Wir haben sehr konstante Temperaturen gemessen, die sich kaum um 0,2 Grad während des gesamten Bezugs von 30 Sekunden unterschieden. Damit ist die Xenia in Sachen Konstanz auf Augenhöhe mit den besten Zweikreisern.

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Konstant, aber zu heiß

Wir testen alle Espressomaschinen “Out of the Box”, also so wie sie sind. Wir nehmen sie aus der Verpackung und beginnen mit dem Testen. Wir nehmen keine Veränderungen an der Maschine vor, die nicht jeder ungeübte Kunde vornehmen kann. Der Grundgedanke dahinter: Wenn man eine Maschine kauft, will man loslegen und nicht erst zum Händler für eine Einstellung laufen.

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Unsere Xenia war etwa 3 Grad zu heiß eingestellt. Nach einer abgeschlossenen Aufheizzeit wiesen all unsere Bezüge Temperaturen zwischen 95,9 und 96,4 Grad auf. Das führte dazu, dass die Espressi tendenziell unangenehm bitter waren, ein trockenes Mundgefühl hinterließen und einen harschen Abgang hatten.

Bei der Xenia kann die Grundtemperatur im Inneren der Maschine über ein Pressostat nachkorrigiert werden. Dazu stellt man den gesamten Druck des Boilers niedriger ein, was auch zu einer geringeren Temperatur des Brühwassers führt. Allerdings ist eine solche Umstellung schwierig vorzunehmen, wenn man nicht über ein entsprechendes Siebträgerthermometer die Brühtemperatur messen kann.

Diese zu heiße Grundeinstellung der Maschine steht im Widerspruch zu unserer Erwartung an eine Einzelfertigung, zumal der Hersteller eine Zieltemperatur von 92 Grad angibt. Für den finalen Test der Maschine im Vergleich zu anderen Zweikreisern werden wir die Temperatur der Xenia anpassen. Eine Überprüfung der eigenen Brühtemperatur empfehlen wir allen Xenia-Nutzern, die Schwierigkeiten haben, balancierte und gute Espressi zu brühen.

Abmessungen und praktische Details

Mit einer Breite von 27 cm, einer Höhe von rund 40 cm und einer Tiefe von 43 cm gehört die Xenia zu den kompakteren Zweikreisern. Ein genialer Trick macht sie aber zum besten und kompaktesten Zweikreiser für Küchen mit Oberschrank überhaupt.

Die Befüllung des Wassertanks funktioniert bei klassischen Zweikreisern entweder durch die Entnahme des Tanks oder das Zuschütten des Wassers direkt in den Tank. In beiden Fällen braucht es Platz über der Espressomaschine. Wenn jedoch ein tiefer Oberschrank über der Maschine hängt, ist das in kleineren Küchen oft schwierig.

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Die Xenia macht das besser. Über einen seitlichen Schlitz kann der Wassertank in beide Richtungen herausgeschoben werden. Diese Funktion ist optional über den Konfigurator wählbar – super! Hier wurde mitgedacht und eine nützliche Funktion integriert.

Weitere kleine oder größere Eigenheiten ziehen sich durch die Maschine. Die Tropfschale hat ein gutes Fassungsvermögen. Was sie aber auszeichnet, ist eine “Halfpipe” für das Wasser. Statt das Rücklaufwasser einfach in die Schale zu spritzen und dadurch eine größere Spritzauswirkung für die Umgebung zu verursachen, gleitet bei der Xenia das Wasser über eine Rampe in die Schale. Einfach, praktisch, gut.

Die Maschine und der Kessel sind aus Edelstahl, wobei unser äußeres ein schwarzes Eloxal-Finish hat. Wir haben außerdem zwei schöne Siebträger mit Olivenholzgriff dabei.

Die Dampflanze und das Teewasserrohr sind “Cold Touch”, also “Non Burn”. Mit anderen Worten: Sie werden nicht heiß.

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Leise Vibration

Die Xenia ist die zweitleiseste Espressomaschine in unserer Testreihe. Auch hier zeigt Xenia, wie einfach es gehen kann.

Es gibt zwei Dinge, die Lärm machen, wenn man eine Vibrationspumpe nutzt: die Pumpe selbst, die irgendwo am Gehäuse scheppert, und alle anderen Teile, Bleche, Einsätze. Die Pumpe steht bei der Xenia auf Gummifüßen. Das ist schon mal die halbe Miete. Der verbindende Schlauch selbst ist so angebracht, dass keine Vibration weitergegeben wird. Und da auch sonst nicht viel in der Maschine scheppert, ist die Xenia ziemlich leise!

Die Brüheinheit und die Aufheizzeit

Die Xenia setzt auf eine Brüheinheit, die sich von der vielfach verbauten Faema E61 Gruppe unterscheidet. Statt des zirkulierenden Thermosiphon-Prinzips wird die Gruppe über zwei Heizpatronen elektrisch beheizt sowie über eine Kupfer-Wärmebrücke zwischen Kessel und Gruppe verbunden und damit in der Temperatur stabilisiert.

Bei unseren Tests über mehrere Stunden und Tage hinweg mit wiederholtem Aufheizen und Abkühlen der ganzen Maschine war die Xenia sehr präzise, wenn auf Betriebstemperatur.

Xenia gibt an, dass die Maschine nach 13 Minuten auf Betriebstemperatur ist. Wir haben eine Aufheizzeit von 20 Minuten und mehr gemessen. Zumindest haben wir die Endtemperatur der Maschine nach etwa dieser Zeit erreicht. Anschließend ist die Temperatur nicht weiter gestiegen und konstant über mehrere Stunden bei dieser Temperatur geblieben (96 Grad).

Milchschäumen: Eher wie ein Einkreiser

Ein entscheidender Vorteil eines Zweikreisers ist, dass man Milch schäumen und Espresso brühen gleichzeitig kann. Das ist ein wesentlicher Grund, weswegen Menschen, die gerne Milchmischgetränke trinken, besser beraten sind, einen Zweikreiser zu kaufen. Man kann den Espresso einspannen, die Extraktion starten und mit dem Schäumen beginnen – ohne Verzögerung.

Beim Einkreiser muss stattdessen die Temperatur des Kessels zunächst von der Espresso-Temperatur auf die Dampfdruck-Temperatur hochgepusht werden, damit überhaupt genug Druck vorhanden ist. Die Milchschaum-Fähigkeit ist der entscheidende Unterschied zwischen einem Zweikreiser und Einkreiser.

Die Xenia performt beim Schäumen eher wie ein Einkreiser. Nach dem Abschluss des Brühens des Espressos sollten etwa 40 Sekunden gewartet werden, bevor das Schäumen beginnt.

Wartet man nicht und beginnt direkt mit dem Schäumen, dann fällt der Dampfdruck im Kessel auf unter 0,3 Bar. Das Schäumen ist so nicht möglich. Man kann lediglich warme Milch herstellen.

Im Vergleich zu anderen Zweikreisern fällt die getestete Xenia in Sachen Schäumverhalten leider deutlich ab.

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