4. Corona-Impfung: Mehr Schutz oder ein Risiko? Experten klären auf

Prof. Christine Falk im Porträt

Die vierte Corona-Impfung und die Frage nach ihrer Notwendigkeit und potenziellen Auswirkungen beschäftigen viele Menschen in Deutschland. Seit Beginn der Pandemie haben Impfungen eine zentrale Rolle im Kampf gegen das Virus gespielt, und mit dem Aufkommen Omikron-adaptierter Impfstoffe rückt die Diskussion um weitere Auffrischimpfungen erneut in den Fokus. Während einige Experten die Sicherheit und den Nutzen wiederholter Booster betonen, warnen andere vor einer möglichen Überlastung des Immunsystems. Dieser Artikel beleuchtet die aktuellen Empfehlungen und die unterschiedlichen Meinungen aus der Fachwelt, um ein umfassendes Bild zum Thema “4te Corona-Impfung” zu zeichnen und Ihnen fundierte Informationen für Ihre persönliche Entscheidung an die Hand zu geben.

Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) zur 4. Dosis

Die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland hat eine klare Haltung zur vierten Corona-Impfung: Aktuell gibt die vorliegende Studienlage nicht her, dass eine generelle Empfehlung für alle Menschen, sich ein viertes oder gar fünftes Mal impfen zu lassen, ausgesprochen werden sollte. Dies gilt auch vor dem Hintergrund der jetzt verfügbaren, an die Omikron-Variante angepassten Impfstoffe. Trotz dieser zurückhaltenden Empfehlung ist es jungen und gesunden Menschen in Deutschland gestattet, sich eine vierte, fünfte oder sogar sechste Impfung gegen Corona verabreichen zu lassen. Die individuelle Entscheidung liegt hierbei im Ermessen des Einzelnen und sollte idealerweise nach Rücksprache mit einem Arzt getroffen werden, um den persönlichen Gesundheitszustand und das Risikoprofil zu berücksichtigen. Die Stiko priorisiert bei ihren Empfehlungen stets den Schutz vulnerabler Gruppen, während für die breite Bevölkerung eine Abwägung von Nutzen und eventuellen Risiken im Vordergrund steht.

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Pro und Kontra wiederholter Auffrischimpfungen: Was sagen Immunologen?

Die Frage, ob zu viele Corona-Booster negativ für die eigene Gesundheit sein können, ist in der Fachwelt Gegenstand intensiver Diskussionen. Während einige Experten die Sicherheit wiederholter Impfungen betonen, äußern andere Bedenken hinsichtlich einer möglichen Überlastung des Immunsystems.

Argumente für die Sicherheit wiederholter Booster

Immunologe Andreas Thiel, Professor von der Berliner Charité, äußert sich optimistisch. Im Juli erklärte er, dass es bisher keine Studien gebe, die “negative Effekte auf Immunitäten” bezüglich mehrerer Corona-Booster aufzeigen. Er betonte, dass, wenn in ein bereits ausreichend geschütztes Immunsystem geimpft wird, oft “gar nicht viel passiert”. Die bereits vorhandenen Antikörper fangen den Impfstoff demnach so effizient ab, dass nur eine geringe erneute Aktivierung des immunologischen Gedächtnisses stattfindet. Dies deutet darauf hin, dass eine zusätzliche Impfung in solchen Fällen eher zu einem “Auffrischen” ohne tiefgreifende neue Immunantwort führt, anstatt das System zu überfordern.

Ebenso teilt Professor Onur Boyman, Direktor der Klinik für Immunologie am Universitätsspital Zürich, diese Ansicht. Auch er äußerte im Juli, dass mehrere Booster seiner Einschätzung nach wohl keinen Schaden anrichten. Boyman erklärte, dass “eine relevante Zunahme von immunologischen Nebenwirkungen mit jeder Auffrischimpfung nicht zu erwarten” sei. Diese Einschätzung werde zudem durch erste Studien zur vierten Impfung bestätigt. Diese Perspektive legt nahe, dass das Immunsystem auch bei wiederholter Stimulation durch Impfstoffe in der Lage ist, eine angemessene und unschädliche Antwort zu generieren, ohne dabei an Funktionalität einzubüßen oder unerwünschte Reaktionen zu verstärken.

Bedenken und Warnungen vor einer “Überforderung des Immunsystems”

Demgegenüber standen im Januar 2022 Warnungen von Marco Cavaleri von der Europäischen Gesundheitsbehörde EMA, der vor einer potenziellen Überforderung des Immunsystems durch zu viele Corona-Booster mahnte: “Wir sollten vorsichtig sein, das Immunsystem nicht zu überfordern mit immer neuen Impfungen.” Diese Äußerung, die zu einem Zeitpunkt getroffen wurde, als die Debatte um die vierte Impfung Fahrt aufnahm, rief in der Öffentlichkeit große Besorgnis hervor. Cavaleri deutete an, dass eine zu häufige Stimulation des Immunsystems möglicherweise kontraproduktiv sein könnte, indem es die Qualität der Immunantwort langfristig beeinträchtigt.

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Was genau damit gemeint ist, erklärte Professorin Christine Falk, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, wenig später im “Spiegel”. Sie erläuterte, dass B- und T-Zellen nach und nach ein immunologisches Gedächtnis ausbilden, welches es dem Körper ermöglicht, Krankheitserreger langfristig zu erkennen und unschädlich zu machen. Wenn dieser Prozess jedoch zu oft und zu früh unterbrochen wird, kann er gestört werden. Falk warnte insbesondere davor, dass bei den T-Zellen eine Art Erschöpfung eintreten kann. Dies bedeutet, dass die T-Zellen, die eine entscheidende Rolle bei der Abwehr von Viren spielen, ihre volle Funktionsfähigkeit verlieren und somit der Schutz reduziert werden könnte.

Prof. Christine Falk im PorträtProf. Christine Falk im Porträt

Nicht nur das, so Professor Andreas Radbruch vom Deutschen Rheuma-Forschungszentrum Berlin, der im Juli weitere Risiken benannte. Er wies darauf hin, dass wiederholte, nutzlose “blinde” Booster mehrere Gefahren bergen, selbst wenn das Antikörper-produzierende adaptive Immunsystem gar nicht mehr vollständig anspringt. Zum einen käme es auch bei der vierten Impfung oft zu unangenehmen Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, die zwar harmlos, aber belastend seien. Zum anderen sei nicht auszuschließen, dass der Körper bei einzelnen Geimpften auch auf andere Inhaltsstoffe des Impfstoffs reagiere als die gewünschten, was zu “Unverträglichkeiten für zukünftige Impfungen mit ähnlich aufgebauten Impfstoffen” führen könnte. Diese Sensibilisierung könnte die zukünftige Verträglichkeit von Impfungen beeinträchtigen. Radbruch sprach sich zudem dafür aus, zu prüfen, “ob nicht doch auch Autoimmunerkrankungen entstehen könnten”. Dies ist eine ernste Besorgnis, die weitere Forschung erfordert, um Langzeitfolgen wiederholter Immunstimulation umfassend zu verstehen und auszuschließen.

Die 4. Corona-Impfung und die Grippe-Impfung: Eine Kombination ist möglich

Eine erfreuliche Nachricht für alle, die ihre Immunisierung gegen verschiedene Erreger effizient gestalten möchten: Die vierte Corona-Impfung und die Grippe-Impfung können problemlos miteinander verbunden und quasi gleichzeitig erfolgen. Diese Empfehlung kommt ebenfalls von der Stiko und bietet eine praktische Lösung, um den Schutz vor beiden saisonalen Viren zu gewährleisten, ohne separate Arztbesuche planen zu müssen. Die Möglichkeit der Ko-Administration beider Impfstoffe vereinfacht den Impfprozess erheblich und kann dazu beitragen, die Impfraten für beide wichtigen Schutzmaßnahmen zu erhöhen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, um die beste Vorgehensweise für Ihre gleichzeitige Impfung zu besprechen.

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Fazit: Eine individuelle Entscheidung mit vielen Facetten

Die Diskussion um die “4te Corona-Impfung” zeigt deutlich, dass es keine einfache Antwort auf die Frage nach dem optimalen Impfschema gibt. Während einige Experten keine signifikanten Risiken bei wiederholten Boostern sehen und die anhaltende Sicherheit der Impfstoffe betonen, warnen andere vor einer potenziellen Überforderung des Immunsystems und unerwünschten Langzeitfolgen. Die Stiko spricht keine allgemeine Empfehlung für eine vierte Dosis aus, erlaubt aber die individuelle Entscheidung.

Es ist unerlässlich, alle relevanten Informationen abzuwägen und die eigene Gesundheitssituation sowie das persönliche Risikoprofil zu berücksichtigen. Unabhängig von der breiteren Debatte ist die gleichzeitige Verabreichung der vierten Corona-Impfung und der Grippe-Impfung eine praktikable Option, die von der Stiko befürwortet wird. Letztlich bleibt die Entscheidung für eine weitere Auffrischimpfung eine persönliche, die idealerweise in enger Absprache mit Ihrem Hausarzt getroffen werden sollte. Dieser kann Ihre individuellen Umstände bewerten und Sie umfassend beraten, um den bestmöglichen Schutz für Ihre Gesundheit zu gewährleisten.