Die Debatte darüber, wer der größte Fußballspieler aller Zeiten ist, ist so alt wie der Sport selbst. Namen wie Pelé, Diego Maradona und Lionel Messi dominieren diese Diskussion seit Jahrzehnten. Doch wie schneiden diese Fußballlegenden im direkten Vergleich ab, wenn man die nackten Zahlen und detaillierten Spieldaten heranzieht? Dieser Artikel taucht tief in die Statistiken ein, um die Leistungen von Pelé Maradona und Messi basierend auf Opta-Daten aus Weltmeisterschaftsspielen zu analysieren und ein neues Licht auf ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten zu werfen.
Vergleiche über verschiedene Ären hinweg sind notorisch schwierig. Der Fußball von heute unterscheidet sich grundlegend von dem vergangener Jahrzehnte: Strategien, Spielstile und sogar Regeln haben sich dramatisch verändert. Moderne Athleten profitieren von fortschrittlicherem Training und besserer Konditionierung. Es ist verlockend zu glauben, dass dominante Spieler vergangener Zeiten mit heutigen Mitteln genauso effektiv wären, doch dies ist keineswegs garantiert. Historische Größen glänzten oft in einem kleineren Spielerpool oder in einem weniger ausgereiften Spiel. Dennoch können solche Vergleiche aufschlussreich sein, insbesondere wenn moderne Spieler eine deutliche Dominanz zeigen oder die Daten überraschende Erkenntnisse liefern.
Die Diskussion um Messi gegen Maradona tendiert dazu, Messi als den potenziell überlegenen Spieler zu positionieren. Doch der Vergleich zwischen Messi und Pelé ist komplexer. Obwohl die verfügbare Datenbasis für Pelé (acht Spiele) im Vergleich zu Maradona (21 Spiele) und Messi (vielfach mehr) gering ist, sind Pelés fein granulierte Statistiken aus diesen Spielen bemerkenswert. Makro-Statistiken bestätigen dies: Pelé erzielte in „offiziellen“ Spielen mindestens 757 Tore in 812 Einsätzen, was eine höhere Tor-pro-Spiel-Rate als die von Messi in seiner gesamten Karriere darstellt. Beispielsweise schoss Pelé 1961 unglaubliche 62 Tore in 38 Spielen für Santos FC.
Um einen möglichst fairen Vergleich zu gewährleisten, betrachten wir zwei Datensätze für Messi: „Messi-A“ umfasst alle seine Spiele für Argentinien bei Weltmeisterschaften oder in der WM-Qualifikation seit 2006. „Messi-B“ beinhaltet alle seine UEFA Champions League-Spiele für Barcelona seit der Saison 2010/11, die das höchste Vereinswettbewerbsniveau darstellen.
Auf der Ebene der Spielstatistik übertrifft Pelé sowohl Messi als auch Maradona in der Torproduktion deutlich. Selbst Messis herausragende Champions-League-Zahlen reichen nicht an Pelés Quote heran. Pelés fünf Tore in acht Spielen liegen leicht unter den Erwartungen, die man aufgrund seiner sonstigen Torjägerqualitäten haben könnte, aber seine Assist-Rate gibt einen seltenen Einblick in diesen Aspekt seines Spiels. Sollte er über seine gesamte Karriere hinweg eine ähnliche Qualität im Passspiel gezeigt haben wie in diesen beiden Weltmeisterschaften, könnte sein Wert sogar noch höher gewesen sein als bisher angenommen. Die detaillierte Analyse der Opta-Daten erlaubt uns, über bloße Tore und Assists hinauszublicken und tiefere Einblicke in ihre Spielweise zu gewinnen.
Tabelle der Torbeteiligungen pro Spiel von Messi, Maradona und Pelé
Schussverhalten: Präzision und Weitschüsse
Betrachten wir das Schussverhalten der drei Legenden anhand der x-y-Koordinaten jedes Schusses in den Opta-Daten.
Zunächst Messi-A, der für Argentinien in WM- und Qualifikationsspielen auftritt (einschließlich drei Elfmetertoren), und Messi-B, der in UEFA Champions League-Spielen für Barcelona spielt (einschließlich sieben Elfmetertoren). Es fällt auf, dass Messi-B weniger Weitschüsse abgibt und damit weniger erfolgreich ist als Messi-A. Dies könnte auf unterschiedliche taktische Rollen oder die Qualität der Teamkollegen in den jeweiligen Kontexten hindeuten.
Schusskarten von Lionel Messi für Argentinien und Barcelona
Diego Maradona zeigte sich aus der Distanz überraschend schwach. Seine Stärke lag eindeutig in Schüssen innerhalb des Strafraums, wo er eine sehr hohe Erfolgsquote aufwies. Keines dieser Tore war ein Elfmeter, was seine Fähigkeit unterstreicht, aus dem Spiel heraus gefährliche Situationen zu kreieren. Seine Schusskarte zeigt eine Konzentration von Treffern im Nahbereich des Tors.
Schusskarte von Diego Maradona in WM-Spielen
Pelé hingegen liebte Weitschüsse und schien dabei recht erfolgreich zu sein. Allerdings stammten seine beiden Tore aus der Distanz aus direkten Freistößen. Weder er noch Maradona erzielten in diesen Daten Tore aus dem offenen Spiel von außerhalb des Strafraums – eine Spezialität von Messi.
Schusskarte von Pelé in WM-Spielen
Im Vergleich der Schussstatistiken (ohne Elfmeter) gewinnt Messi-B, hauptsächlich aufgrund von Pelés Vorliebe für Fernschüsse. Pelé erreichte sowohl innerhalb als auch außerhalb des Strafraums eine höhere Trefferquote, nahm jedoch über zwei Drittel seiner Schüsse aus der Distanz, was seine Gesamt-Schussquote senkte. Messi zeigt hier eine bemerkenswerte Effizienz im Vergleich zu seinen Vorgängern.
Tabelle der Schussstatistiken (ohne Elfmeter) von Messi, Maradona und Pelé
Dribbling-Fähigkeiten: Eins-gegen-Eins-Duelle
Eine der beeindruckendsten Fähigkeiten von Messi ist sein Dribbling, das sogenannte „Take On“ oder „1v1“-Statistik. Er überwindet Verteidiger öfter und mit einer höheren Erfolgsquote als viele andere Stürmer. Im historischen Vergleich zeigt sich jedoch, dass Maradona diese Fähigkeit noch intensiver nutzte und dabei geringfügig erfolgreicher war. Pelé war fast genauso erfolgreich, versuchte aber deutlich weniger Dribblings pro Spiel.
Es ist wichtig zu beachten, dass Dribblings in Pelés und Maradonas Ära sowohl häufiger vorkamen als auch erfolgreicher waren. In UEFA-Spielen seit 2010 gab es durchschnittlich etwa 18 Dribblingversuche pro Spiel mit einer Erfolgsquote von 44,8 Prozent. Dies ist weniger als die etwa 21 Versuche pro Spiel in den Weltcup-Jahren von Pelé und Maradona, bei denen die Erfolgsquote 49,4 Prozent betrug. Messi scheint ein größerer Ausreißer in seiner Ära zu sein (besonders in La Liga, wo seine Erfolgsquote bei 55,3 Prozent liegt, während der Durchschnitt nur 35,6 Prozent beträgt). Dies deutet darauf hin, dass die Verteidigung heutzutage wahrscheinlich stärker ist, was die Interpretation anderer Vergleiche beeinflussen sollte.
Tabelle der Dribbling-Versuche und Erfolgsquoten von Messi, Maradona und Pelé
Passgenauigkeit und Erfolg: Das Herzstück des Spielaufbaus
In Bezug auf Passgenauigkeit und Erfolgsquoten scheint Messi einen Vorteil zu haben. Wir betrachten die Gesamt-Passquote und die „Erfolgsrate“ seiner Pässe – also wie oft ein Pass zu einem „erfolgreichen“ Spielzug des Empfängers (z.B. einem Schuss oder einem weiteren Pass) führt.
Beide Messi-Versionen versuchen mehr Pässe als Maradona oder Pelé und weisen höhere Abschlussquoten und Erfolgsraten auf. Interessanterweise ähneln Pelés Passstatistiken denen von Messi-A erstaunlich. Dies unterstreicht Pelés umfassende Fähigkeiten nicht nur als Torjäger, sondern auch als Spielgestalter. Die Evolution des Spiels hin zu mehr Ballbesitz und Passspiel spiegelt sich hier in den höheren Zahlen von Messi wider.
Tabelle der Passquoten und Erfolgsraten von Messi, Maradona und Pelé
Die letzte Statistik, „Ballkontakte mit ‚erfolgreichem‘ Pass“, gibt im Wesentlichen an, wie oft ein Spieler den Ballbesitz seiner Mannschaft erfolgreich verlängert. Doch wie verhält es sich, wenn er den Ballbesitz selbst nutzt?
Um dies herauszufinden, wurde die Statistik „Possessions Used“ leicht angepasst. Nur reguläre, offene (nicht-Standard-) Spielzüge werden berücksichtigt. Jedes Mal, wenn ein Spieler etwas tat, das einen Ballbesitz beendete, wurde eines von drei Ergebnissen protokolliert: Ballverlust (Balleroberung durch Gegner, Fehlpass, gescheitertes Dribbling, oder Pass an jemanden, der den Ball verlor, bevor ein Schuss oder Pass gelang); verpasster Schuss oder Chance (der Spieler selbst verfehlte einen Schuss oder der von ihm vorbereitete Spieler verfehlte); oder ein Tor (durch eigenen Schuss oder Assist). Ballbesitz verlängernde Aktionen wie erfolgreiche Dribblings zählen nicht direkt, können aber die relative Wahrscheinlichkeit jedes Ergebnisses beeinflussen. Pässe, die erfolgreich sind, aber nicht sofort zu Schüssen führen, zählen überhaupt nicht als Ballbesitz.
Tabelle der Ballbesitznutzung und Ergebnisse von Messi, Maradona und Pelé
Von diesen „vier“ Spielern produzierte Pelé die meisten Tore (durch Schüsse und Assists) pro Ballbesitz, dicht gefolgt von Messi-B, dann Messi-A, und Maradona belegte einen respektablen vierten Platz. Pelé hatte auch eine viel höhere Wahrscheinlichkeit, einen verpassten Schuss oder eine verpasste Chance zu erzeugen, als den Ball auf andere Weise zu verlieren, was wahrscheinlich sekundäre Vorteile hatte (da verpasste Schüsse oft zu Abprallern, Eckbällen usw. führen).
Fazit: Eine unentschiedene Debatte?
Fassen wir die Ergebnisse für Pelé im Vergleich zu Messi zusammen:
- Pelé führt bei den Quoten von Toren plus Assists, sei es pro Spiel oder pro Ballbesitz (gemessen an „Possessions Used“).
- Ein höherer Prozentsatz von Pelés genutztem Ballbesitz resultierte aus verpassten Schüssen statt aus Ballverlusten.
- Pelé dribbelte weniger Verteidiger aus, war aber ähnlich erfolgreich (obwohl Messi in seiner Ära ein größerer Ausreißer ist).
- Pelés Passstatistiken (sowohl Abschluss- als auch Erfolgsquote) liegen leicht hinter denen von Messi, aber nicht wesentlich.
- Obwohl Pelés Gesamt-Schussquote ähnlich wie die von Messi-A und etwas hinter der von Messi-B liegt, ist dies größtenteils darauf zurückzuführen, dass Pelé fast doppelt so viele Weitschüsse abgab.
- In diesem Datensatz schoss Pelé aus der Distanz etwa so gut wie Messi und aus kurzer Distanz deutlich besser.
Es ist wichtig zu betonen, dass diese Analyse nicht beweisen soll, dass Pelé besser war als Messi. Die Probleme historischer Vergleiche und die begrenzte Datenmenge von nur acht Spielen für Pelé mahnen zur Vorsicht.
Doch die geringe Stichprobengröße ist kein Todesurteil in der Bayes’schen Analyse. Während die 21 Maradona-Spiele ebenfalls eine relativ kleine Stichprobe darstellen, ist diese wahrscheinlich groß genug, um zu dem Schluss zu kommen, dass Messi wahrscheinlich der bessere Spieler ist. Dies liegt zum einen daran, dass Messi Maradona ziemlich konstant und mit recht guten Margen übertrifft, und zum anderen, dass die Daten mit dem übereinstimmen, was wir über ihre breiteren Karrieren wissen und was wir annehmen würden, basierend auf Messis Spiel in einer stärkeren Ära.
Bei Pelé haben wir jedoch im Wesentlichen das gegenteilige Szenario. So erstaunlich Messis Zahlen auch sind – von der Karriereebene bis zur detaillierten Ballberührungsebene –, Pelé erreicht oder übertrifft sie im Grunde Schritt für Schritt. Die acht Spiele bestätigen also das Fehlen einer schlüssigen Lücke zwischen Messi und Pelé. Mit anderen Worten, wir haben eine einfache Antwort auf die Messi/Pelé-Frage ausgeschlossen: Wenn Messi ein wesentlich dominanterer Spieler wäre (selbst für seine Ära), wäre es sehr unwahrscheinlich, dass wir solche Ergebnisse sehen würden.
Es bleibt zu hoffen, dass weitere Daten über Pelé auftauchen, damit wir ein besseres Gefühl dafür bekommen, wie dominant er wirklich war und ob diese acht Weltcup-Spiele mit seinem Gesamtspiel übereinstimmten. Eines ist jedoch sicher: Lionel Messi wird seine Datenbasis in den kommenden Jahren weiter ausbauen und die Debatte um die größte Fußballlegende aller Zeiten lebendig halten. Wer ist Ihrer Meinung nach der GOAT? Teilen Sie uns Ihre Gedanken mit!
